Oaxaca de Juárez, Mexiko-Stadt (epd). Feministinnen und Angehörige von Gewaltopfern haben am Freitag vor dem Nationalpalast in Mexiko-Stadt gegen Frauenmorde und Präsident Andrés Manuel López Obrador demonstriert. Sie besprühten das Gebäude mit Parolen und warfen dem Regierungschef vor, die Morde an Frauen nicht ernst zu nehmen. Sie riefen "Weg mit AMLO", wie der Staatschef nach seinen Initialen genannt wird. Einige Vermummte legten Feuer.
Bereits seit Wochen protestieren Feministinnen an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko gegen sexualisierte Gewalt und Morde an Frauen. Mehrere Institute befinden sich im Streik. Die Empörung wurde durch den Fund der Leiche einer 25-jährigen Frau am vergangenen Sonntag weiter geschürt. Sie war von ihrem Freund ermordet worden.
López Obrador hatte sich auf einer seiner täglichen Frühkonferenzen darüber beschwert, dass ihm viele Fragen über Feminizide gestellt würden, anstatt über die von ihm geplante spektakuläre Verlosung des Präsidentenflugzeugs zu sprechen. Später entschuldigte er sich dafür.
Die Generalstaatsanwaltschaft plant derzeit eine umstrittene Neudefinition des Straftatsbestands Feminizid, mit dem geschlechtsspezifische Gewalt juristisch verfolgt wird. Für Freitag und Samstag waren in mehreren Städten Mexikos Demonstrationen gegen Frauenmorde angekündigt. In Mexiko werden täglich durchschnittlich zehn Frauen ermordet. Im vergangenen Jahr wurden 976 Morde als Feminizide strafrechtlich verfolgt.