Frankfurt a.M., Hanoi (epd). Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert Schutz für sexuelle Minderheiten in Vietnam. Vor allem junge Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle (LGBT) seien Zuhause und in der Schule Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt, erklärte die Organisation am Donnerstag. Zwar verfüge Vietnam über Gesetze, wonach das Recht auf Bildung für alle Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden müsse. Doch die aktuellen Lehrpläne und Sexualerziehung entsprächen nicht internationalen Standards. Demnach gelte Homosexualität als Geisteskrankheit, die diagnostizierbar, therapierbar und heilbar sei. Viele Betroffene würden verbal oder auch körperlich attackiert. Die Lehrkräfte seien oft ungenügend ausgebildet, um dagegen vorzugehen.
"Vietnams Regierung hat in den vergangenen Jahren Unterstützung für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen bekundet, aber konkrete politische Änderungen ziehen sich hin", sagte der für die Rechte sexueller Minderheiten zuständige Direktor, Graeme Reid. So habe Vietnam 2016 im UN-Menschenrechtsrat für eine Resolution gestimmt, die Schutz vor Gewalt und Diskriminierung vorsah. Gemeinsam mit den UN habe das vietnamesische Bildungsministerium zudem im vergangenen Jahr Richtlinien für eine umfassende Sexualerziehung entwickelt. Doch entsprechende Lehrpläne seien noch nicht erstellt worden.