Hamburg (epd). Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wendet sich gegen eine Abwertung von Menschen ohne hohe Bildungsabschlüsse. Es dürfe auch Leute "geben, die sagen: Ich brauch kein Abitur, eine Berufsausbildung ist für mich prima", sagte der Vizekanzler der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Er mache immer wieder die Erfahrung, dass man auch von Leuten, die in ihrem Leben kein einziges Buch gelesen haben, viel lernen kann. Die Gesellschaft breche auseinander, wenn Menschen meinen, sie seien in den Augen anderer weniger wert, sagte Scholz: "Dann wird die Gesellschaft anfällig für Populismus."
Scholz rät auch seiner Partei, nicht mehr von "Aufstieg durch Bildung" zu sprechen. Der Slogan könne missverstanden werden. Bildung würde heute häufig als "Abgrenzungsinstrument" benutzt. Scholz spricht von der Gefahr, "dass Handwerker, Arbeiter oder auch die Kassiererin bei Aldi das Gefühl bekommen, dass sie in den Augen der tonangebenden akademisch qualifizierten Mittelschicht kein gelungenes Leben führen".
Mit Blick auf seine eigene Bildungsbiografie sagte der Jurist Scholz: "Meinen Eltern war Bildung wichtig, auch wenn sie nicht studiert hatten. Alle drei Kinder haben Abitur gemacht. Ich habe zu Hause den Bücherschrank leer gelesen vom Krimi bis zu sonst was. Ich war eher ein verträumtes, braves Kind, das aus Sicht mancher wohl zu viel gelesen hat."