Köln (epd). Die reichsten zehn Prozent der deutschen Haushalte haben laut einer Studie im vergangenen Jahr im Durchschnitt 47.600 Euro mehr Abgaben gezahlt, als an staatlichen Leistungen erhalten. Beim obersten Prozent lag der Zahlungsüberschuss bei mehr als 118.000 Euro, wie das Institut der deutschen Wirtschaft am Mittwoch in Köln mitteilte. Die einkommensärmsten zehn Prozent erhielten jeweils rund 4.400 Euro mehr an Transferleistungen, als sie abführen mussten. Allerdings würden die ärmeren Haushalte von einkommensunabhängigen Abgaben wie Mehrwertsteuer oder EEG-Umlage auf Strom prozentual stärker belastet, hieß es.
Nach der Studie erhielt das zweitärmste Zehntel der Haushalte unter dem Strich mit 6.400 Euro am meisten und lag damit über dem ärmsten Zehntel. Das liege unter anderem an Rentenzahlungen. Auch würden die ärmsten Haushalte nicht alle ihre Leistungsansprüche wahrnehmen wie beispielsweise das Wohngeld. "Würde sich das ändern, würde das die einkommensärmeren Haushalte weiter entlasten", sagte Studienautor Martin Beznoska.
Insgesamt bewertete das Institut die staatliche Umverteilung im deutschen Sozialsystem als positiv. Die Umverteilung funktioniere deutlich besser, als es die öffentliche Diskussion häufig vermuten lasse. Die ärmeren 50 Prozent der Haushalte erhielten mehr staatliche Hilfen, als sie Abgaben zahlen. Bei den reicheren 50 Prozent der Haushalte sei es umgekehrt. Mit Hilfe von Einnahmen aus der Einkommens- und der Mehrwertsteuer sowie aus Beiträgen zu Versicherungen wie der Krankenversicherung unterstütze der Staat Menschen mit geringem oder keinem Einkommen.