Frankfurt a.M. (epd). Gegen die Heuschreckenplage in Ostafrika hilft nach Expertenmeinung nur der großflächige und koordinierte Einsatz von Pestiziden. "Die einzelnen Bauern sind praktisch machtlos. Sie können nur zusehen, wie ihre Felder abgefressen werden", sagte der Insektenforscher Stefan Diener bei der Schweizer Stiftung Biovision dem Frankfurter Magazin "welt-sichten". In Ostafrika droht durch die Heuschreckenplage eine humanitäre Krise.
Für die Bekämpfung der Insekten müsse man wissen, wie sich die Heuschrecken bewegen, um sie zu erwischen, wenn sie auf dem Boden sitzen, erklärte Diener. "Am effektivsten ist das, wenn man frühzeitig reagiert und die Schwärme in ihrem Anfangsstadium erwischt."
Leider gebe es keine richtigen Frühwarnsysteme, weil riesige Schwärme sehr selten aufträten und der Ernstfall kaum geübt werden könne. "So viele und so große Schwärme wie jetzt gab es in Somalia und Äthiopien seit 25 Jahren nicht mehr, in Kenia sogar seit 70 Jahren", erklärte Diener.
Die momentanen Heuschreckenschwärme hätten sich zudem in entlegenen, dünn besiedelten und politisch instabilen Gebieten im Südosten Äthiopiens und Somalia entwickelt. Sie sind laut Diener am Horn von Afrika deshalb momentan so groß, weil es im Herbst nach einer langen Dürre sehr viel geregnet hat. "In dem feuchten Boden konnten besonders viele Tiere schlüpfen, und es gab ausreichend Nahrung", erläuterte der Wissenschaftler.
Das Wetterphänomen habe nichts mit dem Klimawandel zu tun. Wenn sich aber Trocken- und Regenzeiten wegen der Erderwärmung verschieben, habe dies auch Einfluss auf die Wanderheuschrecken. Sie könnten mit dem Wind 150 und 200 Kilometer am Tag zurücklegen. So seien nach dem Regen im Osten des Irans Schwärme entstanden, die nach Pakistan gelangten.
Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) befürchtet angesichts der Heuschreckenplage besonders dramatische Folgen für Ostafrika. Besonders bedroht sind Äthiopien, Kenia und Somalia, das wegen der Heuschrecken den Notstand ausgerufen hat. Zwölf Millionen Menschen in der Region leiden ohnehin schon unter massiver Nahrungsmittelknappheit. Die Schwärme könnten auch in den Südsudan und in Uganda einfallen.