Der evangelische Kirchenkreis Düsseldorf befragt mit einem "Bürgergutachten" Bewohner der Stadt zur Zukunft der evangelischen Kirche in der NRW-Landeshauptstadt. Das wissenschaftlich begleitete Projekt "Bürgergutachten 2020 - Wie viel Kirche braucht die Stadt " solle "Antworten und Empfehlungen auf die Frage nach Relevanz und Zuständigkeit von Kirche in der Stadt" geben, erklärte Superintendent Heinrich Fucks am Donnerstag. Das Verfahren ist laut Kirchenkreis bisher bundesweit einmalig.
Das am 13. Februar mit einer Podiumsdiskussion startende Projekt unter der Schirmherrschaft des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, möchte insgesamt 200 zufällig ausgesuchte Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit und ohne Bezüge zur evangelischen Kirche nach ihren Wünschen und Meinungen befragen. Dafür gibt es nach Angaben der Politikwissenschaftlerin Yazgülü Zeybek vom Institut für Demografie- und Partizipationsforschung der Bergischen Universität Wuppertal Runde Tische mit jeweils 25 Bürgerinnen und Bürgern.
Diese sollen bis in den August hinein jeweils als "Planungszelle" vier Tage lang über jeweils acht Stunden Stellung nehmen zu Fragen der Kirche in der Stadt sowie zu übergeordneten Fragen wie etwa Klimaschutz, Digitalisierung und Geschlechtergerechtigkeit im Zusammenhang mit Kirche. Rein kirchenbezogene Themen dieser "Planungszellen" können laut Fucks unter anderem Fragen zu den Themen Sonntag, Spiritualität, Sinngebung oder Kirchengebäude sein.
"Bürgergutachten" kostet 200.000 Euro
Hier gebe es aber für die einzelnen Runden Tische keinerlei Vorgaben, sagte der Superintendent. Um die gesuchten 200 Teilnehmer für das "Bürgergutachten" zu finden, werden insgesamt 2.000 bis 3.000 Menschen in Düsseldorf nach dem Zufallsprinzip angeschrieben. Davon sollen 100 Personen ab dem Frühjahr, 100 weitere ab August in den "Planungszellen" zusammenkommen. Am 5. Juni werde es zunächst einen Zwischenbericht geben.
Der Aufruf richte sich an Menschen ab dem 14. Lebensjahr. Berufstätige Teilnehmer an den Runden Tischen sollen für ihre Teilnahme Bildungsurlaub beantragen können. Zudem werde es für die vier Tage der einzelnen "Planungszellen" auch eine Aufwandsentschädigung für die Teilnehmer geben, hieß es.
Bei den einzelnen Runden Tischen werden auch Experten etwa aus der Jugendarbeit, der Sozialarbeit, der örtlichen Kultur oder Bildung in Vorträgen zu Wort kommen. Die evangelische Kirche lässt sich das "Bürgergutachten" insgesamt 200.000 Euro kosten, sagte Fucks. Ein Teil des Geldes werde aus Spenden und Zuschüssen kommen, ein anderer aus Innovationsmitteln des Kirchenkreises.
Der Superintendent betonte, die Kirche setze darauf, auf diese Weise intensiver und direkter in Kontakt zu kirchenfernen, aber auch zu kirchennahen Menschen in der Stadt zu kommen. "Die Art der Bindung der Kirchenmitglieder ändert sich und mit ihr die Möglichkeiten, mit den Mitgliedern in Kontakt zu kommen und zu bleiben," betonte Fucks.
Der Superintendent erhofft sich mit dem am Ende vorliegenden Bürgergutachten für Kirche und Stadt "eine aktivierende Wirkung". Zudem setze er auf eine verstärkte Wahrnehmung von Kirche in der Kommune und letztlich auch auf Antworten zur Frage nach der Relevanz und Zuständigkeit der evangelischen Kirche in einer Stadt.