München, Brüssel (epd). Erste bestätigte Coronavirus-Infektion in Deutschland: Am Montagabend wurde die Erkrankung bei einem 33-jährigen Mann aus Bayern nachgewiesen. Er steckte sich nach Angaben der bayerischen Behörden offenbar während eines Meetings an seinem Arbeitsplatz im Kreis Starnberg an, an dem auch eine Kollegin aus China teilgenommen hatte. Dem Betroffenen geht es den Angaben zufolge momentan gut. Er wird am Klinikum München-Schwabing medizinisch überwacht und isoliert.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte, man nehme die Lage "sehr ernst", sei aber auch gut vorbereitet. Mit der "Taskforce Infektiologie" habe man am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eine dauerhafte Einrichtung, die sich mit dem Thema beschäftige und im engen Austausch mit anderen Behörden und dem Robert-Koch-Institut (RKI) stehe. Nun laufe die Ermittlung der Kontaktpersonen im privaten und beruflichen Bereich, sagte Huml. Aktuell seien bereits 40 Personen bekannt.
LGL-Präsident Andreas Zapf sagte, der 33-Jährige habe vergangenen Dienstag an einem Meeting teilgenommen, bei dem auch die Chinesin dabei war. Diese sei am 23. Januar wieder zurückgereist und habe sich auf dem Rückflug unwohl gefühlt. Bei der Behandlung in China sei sie positiv auf das Coronavirus getestet worden. Am Montag wurde das Unternehmen im Kreis Starnberg von seiner Niederlassung in China informiert. Der Betroffene selbst hatte sich am Wochenende "grippig" gefühlt, war am Montag aber wieder zur Arbeit erschienen.
Ministerin Huml sagte, man sei in enger Absprache mit dem Bund, ob es sinnvoll sei, an Flughäfen Fiebermessungen durchzuführen. "Dazu ist aber noch keine abschließende Entscheidung gefallen", sagte sie. Wie lange Patienten nach Abklingen der Symptome noch infektiös sind, sei "derzeit vollkommen unklar", sagte Zapf.
Der Würzburger Tropenmediziner Professor August Stich rät trotz der Infektion im Landkreis Starnberg zu "aufmerksamer Gelassenheit". Die Gefährlichkeit des Virus könne man nicht abschließend bewerten, sagte der Chefarzt der Klinik für Tropenmedizin an der Würzburger Missioklinik dem Evangelischen Pressedienst (epd). Stich empfiehlt, die "Basishygiene zu erhöhen", öfters mal Hände zu waschen und auf Symptome im Lungenbereich zu achten.
Die EU-Kommission hat unterdessen ihre Hilfe angeboten. Das EU-Koordinationszentrum zur Notfallreaktion sei mit den Mitgliedstaaten in Kontakt und berate über die Reaktion auf die Ausbreitung des Virus, sagte eine Sprecherin in Brüssel. Dabei könnten die Mitgliedstaaten auch auf den EU-Zivilschutzmechanismus zurückgreifen. Damit kann die Kommission Hilfen koordinieren, die sich Länder untereinander leisten, und mitfinanzieren. Aktuell seien etwa Transporte von Impfstoffen denkbar. "Der Mechanismus kann auch für die Rückholung von EU-Bürgern aus China genutzt werden", sagte er.
Das neuartige Coronavirus, das noch keinen eigenen Namen hat, kann eine Lungenkrankheit auslösen. Erstmals aufgetreten ist es in China, dort sind bereits mehr als 100 Menschen daran gestorben. Größtenteils waren dies ältere Patienten mit Vorerkrankungen. Die Zahl der weltweit bekannten Erkrankungen liegt inzwischen bei mehr als 4.500 Fällen.