Berlin (epd). Ein Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder kann die Erwerbtätigkeit von Müttern einer Studie zufolge um zwei bis sechs Prozentpunkte steigern. Diese kurzfristige Wirkung könne dadurch entstehen, dass Mütter ihre Erwerbswünsche realisieren können, sagte die Leiterin der Abteilung Bildung und Familie im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Katharina Spieß, am Montag in Berlin. Das DIW hat für seine Studie untersucht, wie sich durch ein größeres Ganztagsangebot die Erwerbstätigkeit von Frauen verändern könnte.
Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht vor, bis 2025 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter zu realisieren. Für Erst- bis Viertklässler soll eine Betreuung von acht Stunden pro Tag an fünf Tagen in der Woche sichergestellt werden. Die Ferienbetreuung soll so geregelt werden, dass nur noch Schließzeiten von bis zu vier Wochen erlaubt sind. Der Bund will die Länder beim Ausbau der Ganztagsbetreuung mit bis zu zwei Milliarden Euro unterstützen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) betonte, das sei ein Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit. Ziel des Rechtsanspruchs ist es ihren Worten zufolge, dass 75 Prozent der Eltern von Grundschulkindern eine Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen können. Das Angebot deckt demnach derzeit 50 Prozent ab. Der Umfang des Angebots sei in den Bundesländern dabei unterschiedlich. Giffey zufolge müssen rund eine Million mehr Ganztagsplätze geschaffen werden, um das vom Bund gesteckte Ziel zu erreichen.
Spieß zufolge zahlen sich die Investitionen in die Ganztagsbetreuung am Ende auch volkswirtschaftlich aus. Durch eine höhere Erwerbstätigkeit von Müttern sei unter anderem mit höheren Steuereinnahmen und Einnahmen für die Sozialversicherungen zu rechnen. Diese Mehreinnahmen könnten bei ein bis zwei Milliarden Euro pro Jahr liegen und den Ganztagsausbau damit teilweise selbst finanzieren. Giffey sagte, dies sei ein zusätzliches Argument für den Ausbau der Ganztagsbetreuung.