Köln (epd). Das Wohnen zur Miete ist laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in weiten Teilen Deutschlands erschwinglicher geworden. Grund dafür ist die gute Lohnentwicklung, wie aus der am Freitag in Köln veröffentlichten Untersuchung hervorgeht. Während der durchschnittliche Bruttolohn von 2014 bis 2018 um 9,4 Prozent gestiegen sei, zogen Neuvertragsmieten nach einem Umzug im Bundesdurchschnitt lediglich um 8,5 Prozent an.
Insgesamt sei in rund zwei Drittel der 401 Kreise und kreisfreien Städte das Mieten unterm Strich günstiger geworden, ermittelten die Wirtschaftsforscher. Besonders in den neuen Bundesländern wohnen die Menschen demnach heute günstiger. Die Löhne stiegen laut Studie etwa in Jena um knapp zwölf Prozentpunkte stärker als die Mieten. Da auch die Unternehmen im Osten Deutschlands unter Fachkräftemangel litten, orientierten sie sich zunehmend an westdeutschen Löhnen, erläuterte das Institut. Zugleich mäßige der in Ostdeutschland vorhandene Leerstand die Mietanstiege.
In vielen Regionen Westdeutschlands, wie beispielsweise im nordrhein-westfälischen Hamm, wuchsen der Studie zufolge Löhne und Mieten gleichmäßig - Wohnen sei weder teurer noch günstiger geworden. Dagegen seien in Teilen Baden-Württembergs und besonders im südlichen Bayern die Mieten wesentlich schneller gestiegen als die Löhne, hieß es weiter. Stark betroffen sei vor allem Kempten, wo die Mieten um 33 Prozent höher lagen als vier Jahre zuvor, die Löhne aber nur um ein Zehntel.
Keine einheitliche Entwicklung verzeichneten die Forscher in den Großstädten. In Berlin und vor allem in München erhöhten sich demnach die Mieten schneller als die Löhne, da der Neubau der Nachfrage hinterherhinke. Während in Stuttgart und Düsseldorf die Entwicklung "weitestgehend im Gleichklang" verlaufe, stiegen in Hamburg die Löhne um über fünf Prozentpunkte stärker als die Mieten.
Eine allgemeine Wohnungsnot, die weite Teile der Bevölkerung betreffe, sehe das Forschungsinstitut nicht, sagte der Immobilienexperte des Instituts, Michael Voigtländer. Doch bleibe es eine Herausforderung, genügend Wohnraum bereitzustellen. Die Wissenschaftler rieten Großstädten dazu, die hohe Wohnungsnachfrage durch Neubau auszugleichen und gezielt Haushalte zu unterstützen, "die von der positiven Entwicklung nicht profitiert haben", wie etwa Geringverdiener, Arbeitslose und zum Teil auch Rentner.
Für ihre Studie verglichen die Forscher die von der Bundesagentur für Arbeit ermittelten durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen 2014 und 2018 mit Daten zu den Nettokaltmieten.