München (epd). Scharfe Kritik an der Entscheidung des Bundestages zur Organspende hat der Leiter der Stiftung Eurotransplant, Bruno Meiser, geübt. "Das ist ein sehr schlechter Tag für uns Mediziner, aber natürlich vor allem für die Patienten auf der Warteliste", sagte Meiser am Donnerstag dem Radiosender Bayern 2. Er sehe keine wirkliche Änderung im Vergleich zur derzeitigen Zustimmungslösung. "Am Ende des Tages bleibt es gleich: Wenn sich der Verstorbene zu Lebzeiten nicht geäußert hat, müssen die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen gefragt werden."
Meiser, der das Transplantationszentrum der Uni München leitet, bezeichnete den Gesetzentwurf als kontraproduktiv: "Ich glaube, wenn er so umgesetzt wird, wie er formuliert ist, werden die Spenderzahlen sogar noch weiter heruntergehen."
Das hätten die Erfahrungen in den Niederlanden gezeigt. Vor 20 Jahren seien dort ähnliche Regelungen wie jetzt in Deutschland beschlossen worden: "Man hat ein Register erstellt, für die Erklärung zur Zustimmung oder Nichtzustimmung zur Organspende. Und gleichzeitig blieb es bei der Zustimmungslösung." Das habe zur niedrigsten Spenderate in ganz Europa geführt.
Der Bundestag hatte am Donnerstag mit einer deutlichen Mehrheit einen Entwurf zur Organspende beschlossen, der vorsieht, dass Bürger stärker sensibilisiert werden sollen und ihre Spendebereitschaft in einem Online-Register festhalten können. Abgelehnt wurde hingegen der Vorschlag einer Widerspruchsregelung, nach der jeder Bürger automatisch Organspender geworden wäre, wenn er dem nicht zuvor widersprochen hat.