Berlin (epd). Kurz vor der Bundestagsabstimmung zu einer möglichen Neuregelung der Organspende hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die Abgeordneten appelliert, eine grundlegende Reform zu ermöglichen. "Wir müssen mutiger sein und einen Kulturwandel einleiten", sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Das gehe nur mit der von ihm favorisierten Widerspruchsregelung. "Die Bereitschaft zur Organspende muss Normalität werden", betonte der Minister.
Der Bundestag will am Donnerstag entscheiden, ob und wie die Zustimmung zu einer Organspende in Deutschland neu geregelt werden soll. Ziel ist es, die Zahl der Spenden zu erhöhen. Rund 9.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan.
Eine Abgeordnetengruppe um Spahn (CDU) will eine Regelung, wonach jeder Organspender würde, der dem zu Lebzeiten nicht widersprochen hat. Ein Gegenentwurf einer Gruppe um die Grünen-Chefin Annalena Baerbock hält am geltenden Recht im Wesentlichen fest, will aber durch regelmäßige Abfragen mehr Bürger als Spender gewinnen. Bisher können einem Verstorbenen nur Organe entnommen werden, wenn er zu Lebzeiten seine Spendenbereitschaft erklärt hat oder dies nach seinem Tod Angehörige tun.
Spahn erinnerte daran, dass auch er seine Haltung in dieser Frage geändert habe: "Ich bin jahrelang selber dafür eingetreten, allein über Aufklärungskampagnen Menschen für die Organspende zu gewinnen", sagte er den Funke-Zeitungen. Doch das reiche nicht: "Damit werden wir den Tausenden Patienten nicht gerecht, die voller Hoffnung auf Spender-Organe warten."
Zuvor hatte sich die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen die Widerspruchsregelung ausgesprochen. "Ich bin aus tiefer Überzeugung für eine Lösung, die das Prinzip der Freiwilligkeit akzeptiert", sagte sie den Funke-Blättern. "Mir fällt die Vorstellung schwer, jemand von Staats wegen zur Organspende zu verpflichten, der sich von dieser Pflicht erst wieder freimachen muss." Sie sei selbst Organspenderin, sagte Kramp-Karrenbauer: "Das ist ein Thema, das mich sehr umtreibt: Jederzeit kann ich das sein, kann das eines meiner Kinder sein, die auf ein Organ angewiesen sind."
epd mih