Gießen (epd). Die Kurdische Gemeinde Deutschland hat die geplante Gründung türkischer Schulen in Deutschland scharf kritisiert. Die türkischen Auslandsschulen würden sich vornehmlich an türkische Kinder richten, sagte Generalsekretär Cahit Basar am Dienstag in Gießen: "Solch ein Unterfangen widerspricht dem Geiste der Begegnung und des Dialogs der Kulturen im Schulalltag." Eine "schulische Segregation" sei nicht hinnehmbar.
Die Bundesregierung verhandelt derzeit mit der Türkei über ein Abkommen zur Gründung dreier türkischer Schulen in Deutschland. Als Standorte sind Berlin, Köln und Frankfurt am Main im Gespräch. Ebenso wie andere Staaten darf die Türkei nicht selbst als Schulträger in Erscheinung treten. Diese Rolle müssen private Vereine übernehmen, die dafür nach den Landesschulgesetzen infrage kommen. Deutschland hat nach Auskunft des Auswärtigen Amts mit mehr als 20 Staaten Bildungsabkommen, die den Betrieb ausländischer Schulen ermöglichen.
Das "zu erwartende nationalislamistische Profil" der geplanten Schulen bilde die jungen Menschen nicht für die Gesellschaft aus, sondern für Gegengesellschaften, kritisierte Basar weiter. Er rechne nicht damit, dass an den türkischen Auslandsschulen politische Neutralität gewahrt werde und eine offene Diskussionskultur herrsche. Auch wenn die Schulaufsicht in der Hand der jeweiligen Kultusministerien liege, fürchte er, dass die privaten Trägervereine genug Möglichkeiten für eine Einflussnahme auf die Schüler hätten.