Darmstadt (epd). Das Unwort des Jahres 2019 lautet "Klimahysterie". Mit dem Wort würden Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert, begründete Jury-Sprecherin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt die Wahl. Der im vergangenen Jahr "von vielen in Politik, Wirtschaft und Medien" verwendete Ausdruck "pathologisiert pauschal das zunehmende Engagement für den Klimaschutz als eine Art kollektiver Psychose". Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel sei das Wort zudem irreführend und stütze in unverantwortlicher Weise wissenschaftsfeindliche Tendenzen.
Der Ausdruck "Klimahysterie" wurde nach Janichs Angaben neunmal eingesandt. Die Zahl der Einsendungen zum Thema "Ökologie, Klima, Umweltschutz" hätten im vergangenen Jahr stark zugenommen, sagte die Sprecherin der Unwort-Jury. Vorgeschlagen worden seien zum Beispiel auch die Begriffe "Ökodiktatur", "Ökofaschismus", "Ökoterrorismus", "Klimaabsolutismus", "CO2-Gläubige", "CO2-Jünger" oder "Klimakirche".
Außerdem kritisierte die Jury als Unwörter die Begriffe "Umvolkung" und "Ethikmauer". Unwörter waren zuletzt "Anti-Abschiebe-Industrie" (2018), "alternative Fakten" (2017) "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014) und "Sozialtourismus" (2013"). Die Aktion möchte nach eigenen Angaben den Blick auf Wörter und Formulierungen lenken, "die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen" und dadurch die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern.
Die sprachkritische Aktion wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Seit 2011 ist Janich Jury-Sprecherin. Weitere Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Martin Wengeler (Universität Trier) sowie der freie Publizist Stephan Hebel.