Genf (epd). Mehr als 1.100 Menschen aus dem Konfliktland Libyen haben in der vergangenen Woche laut der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" einen Fluchtversuch über das Mittelmeer nach Europa unternommen. Die libysche Küstenwache habe mehr als 600 von ihnen abgefangen und zwangsweise in die libysche Hauptstadt Tripolis gebracht, teilte "Ärzte ohne Grenzen" am Montag auf Twitter mit.
Die Organisation bezog sich auf Informationen der Internationalen Organisation für Migration, die in Libyen eine Mission unterhält. Weiter hieß es, dass die maltesische Küstenwache mehr als 250 der betroffenen Menschen gerettet habe. Die beiden Rettungsschiffe "Sea-Watch 3" und "Open Arms" haben nach Angaben ihrer Betreiber knapp 240 der geflohenen Menschen geborgen. Ob Menschen unterwegs ums Leben kamen oder vermisst sind, blieb zunächst unklar.
In Libyen kämpfen die international anerkannte Übergangsregierung unter Fajis al-Sarradsch und der abtrünnige General Chalifa Haftar um die Macht. Haftars Truppen eröffneten im April vergangenen Jahres eine Offensive auf Tripolis.
Eine Waffenruhe, die am Sonntag in Kraft trat, ist laut Medienberichten sehr brüchig. Beide Konfliktparteien beschuldigen sich gegenseitig, die Feuerpause zu brechen. Seit dem Sturz des früheren Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 befindet sich Libyen in einem politischen Chaos.