Hamburg (epd). Ein neuer Forschungsbereich am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) soll helfen, die Akzeptanz von ärztlichen Diagnosen, Medikamenten und Impfungen in Entwicklungsländern zu verbessern. Notwendig seien neue Konzepte, um Infektionskrankheiten wie Malaria oder Ebola wirksamer zu bekämpfen, sagte der Instituts-Vorstandsvorsitzende Egbert Tannich am Montag. So sei die Zahl der Malaria-Infektionen trotz milliardenschwerer Forschung bislang nicht rückläufig. Gemeinsam mit Psychologen, Anthropologen und Kommunikationsforschern wollen Mediziner und Naturwissenschaftler neue Konzepte entwickeln.
Ob beispielsweise eine ärztlich notwendige Tablette tatsächlich eingenommen wird, hänge auch von ihrer Form und Farbe ab, erläuterte Jürgen May, Leiter der Infektionsforschung. "Der Wirkstoff allein reicht nicht." Bettnetze etwa seien sinnvoll, um Mücken- und Moskito-Stiche zu verhindern. Weil weiße Tücher in einigen Regionen aber als Grabstücher gelten, sei es sinnvoll, die Bettnetze blau zu färben. Es reiche bei diesen Fragen nicht aus, sich auf den "gesunden Menschenverstand" zu verlassen, betonte May. Notwendig seien wissenschaftliche Experimente in Vergleichsgruppen.
Anlass für das Projekt war laut der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss (CDU), neue Erkenntnisse durch die Ebola-Epidemien. Der Bund und die Stadt Hamburg investieren in den neuen Forschungsbereich bis 2022 rund acht Millionen Euro. Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit ist Afrika. Damit nicht allein "durch die westliche Brille" gearbeitet werde, sei eines Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort vorgesehen, sagte Tannich.
Anders als in Europa und den USA hätten einige afrikanische Länder eine Smartphone-Verbreitung von fast 100 Prozent, erläuterte John Amusasi, Direktor des Tropeninstituts in Ghana. Dies biete gute Chancen, die Menschen online über Gesundheitsfragen zu informieren. Es fehle jedoch noch an ausreichenden Forschungserkenntnissen.