Der Film lebte vor allem von den beiden Titelfiguren: Mario Adorf als gutgläubiger Kraftprotz Bomber, Tilo Prückner als sein verschlagener Partner. Als ein Coup schiefgeht, tragen beide infolge einer Explosion schwere Verletzungen davon, ergänzen sich aber nach wie vor vortrefflich: Bomber kann nicht mehr sehen, Paganini kann nicht mehr gehen.
Gut vierzig Jahre später ist das Darstellerduo wieder vereint, wenn auch nicht in den Rollen von einst; und auch dieser Film wird, wenn überhaupt, nur wegen Adorf und Prückner in Erinnerung bleiben. Interessant ist allerdings die Idee, einen großen Teil der Handlung in einem "Seniorenknast" anzusiedeln. Hin und wieder gibt es mal Reportagen über solche Gefängnisse, aber im Grunde ist nicht viel über sie bekannt; der Schauplatz ist also durchaus reizvoll. In solch’ einer Anstalt landet auch Boxer (Adorf), ein Kölner Berufsverbrecher, der die meiste Zeit seines Lebens hinter Gittern verbracht hat. Eigentlich könnte das Leben hier ganz schön sein: Die Betten sind höhenverstellbar, das Frühstücksbüffet ist reichhaltig. Wenn der Schließer (Felix Vörtler) seine Runde macht, überprüft er nicht, ob alle Insassen noch da sind, sondern ob sie noch leben. Trotzdem will Boxer, der seit einem spektakulären Juwelenraub in Haft ist, ausbrechen: Sein alter Komplize Henne (Hermann Beyer), dem eine Beteiligung an dem Raub nie nachgewiesen werden konnte, hat endlich Boxers große Liebe Kathrin aufgestöbert; und die hat eine Tochter, die Boxer eindeutig ähnlich sieht. Dritter im Bunde war damals Wallberg (Prückner). Weil er sich ebenfalls an Kathrin rangemacht hat, sind die beiden Freunde zu Feinden geworden, aber nun schließen sie Frieden, denn Wallberg hat einen todsicheren Fluchtplan. Kaum ist das Trio wieder vereint, stellen Boxer und Wallberg schockiert fest, dass das Versteck mit den geraubten Juwelen leer ist.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Gelungene Seniorenkomödien machen meistens doppelt Spaß: weil es eine Freude ist, den alten Hasen zuzuschauen; und weil es in den Geschichten oft ordentlich selbstironisch zugeht. Das gilt auch für die Freundschafts-Hommage "Alte Bande", deren Titel vor diesem Hintergrund subtil doppeldeutig ist. Außerdem sind die Helden zwar betagt, aber dank Prückner und Adorf, der in diesem Jahr neunzig wird, noch sehr vital und unternehmungslustig. Allerdings hatten einige Nebendarsteller offenbar das Gefühl, sie müssten neben den berühmten Kollegen besonders dick auftragen, um sich zu profilieren. Adorf dagegen weiß natürlich, dass komische Effekte doppelt wirksam sind, wenn der Schauspieler seine Rolle ernst nimmt. Es gibt zwar einige augenzwinkernde Momente, wenn der alte Herr seine halb so alte Kontrahenten mit einem Handgriff erledigt, aber ansonsten verkörpert er den Ganoven als klassischen Gangster. In einigen Szenen gerade zu Beginn könnte Boxer auch eine Figur aus einem Scorsese-Epos über alte Mafiosi sein. Dass der Kölner Dialekt des in der Vulkaneifel aufgewachsenen Schauspielers ein Imitat ist, wird außerhalb des Rheinlands ohnehin niemand stören.
Die Sympathie für das Titeltrio kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Alte Bande" gerade im Vergleich zu Seniorenkomödien wie den beiden "Spätzünder"-Filmen ausgesprochen harmlos ist. Grimmige Scherze hat das Drehbuch (Constantin Lieb, Simon X. Rost) nicht zu bieten; das höchste der Gefühle ist in dieser Hinsicht Wallbergs vorgetäuschte Demenz. Selbst aus dem Besuch des Yogakurses im Gefängnis schlägt der Film kein komödiantisches Kapital, obwohl Entspannung für die alten Insassen angesichts der attraktiven jungen Kursleiterin im hautengen Trikot vermutlich nicht das Hauptmotiv für ihre Teilnahme ist. Trotzdem wirkt "Alte Bande" mitunter etwas unentschlossen: Es gibt durchaus nachdenkliche und berührende Momente, wenn Boxer beispielsweise endlich seiner großen Liebe (Hildegard Schmahl) und deren Tochter (Julia-Maria Köhler) begegnet, aber einige Szenen sind recht plump geraten. Viel effektiver als der ständig wiederholte Gag mit dem alten Herrn (Jochen Stern), der sämtliche Männer für seinen Sohn hält, sind die kleinen Scherze am Rande, etwa der lautstarke Protest der vor dem Gemeinschaftsfernseher versammelten Insassen, als der Wärter mitten in der "Lindenstraße" zu "Quarks & Co" umschaltet. Zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus interessant ist die Musik von Dürbeck & Dohmen. Seltsamerweise nennt der Vorspann gleich zwei Regisseure: Kaspar Heidelbach ("Das Wunder von Lengede"), der für den WDR viele "Tatort"-Episoden gedreht hat, und Dirk Kummer ("Zuckersand"). Die Erklärung ist jedoch ganz einfach: Die beiden haben laut WDR aufgrund von Terminproblemen und Projektüberschneidungen hintereinander gearbeitet: Kummer hat die erste Drehhälfte verantwortet, Heidelbach hat die Szenen im "Seniorenknast" gedreht. Dem Film ist diese Arbeitsteilung allerdings nicht anzumerken.