Frankfurt a.M. (epd). Grünen-Chef Robert Habeck hat sich dafür ausgesprochen, Tausende Migranten aus den überfüllten Lagern Griechenlands nach Deutschland zu bringen. "Holt als erstes die Kinder raus", sagte Habeck der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auf den griechischen Inseln vor der türkischen Küste drängten sich etwa 4.000 Kinder, darunter "viele Mädchen, viele zerbrechliche kleine Menschen". Da sei schnelle Hilfe ein Gebot der Humanität.
Bundesländer wie Berlin und Thüringen hätten schon erklärt, dass sie zu einer Aufnahme bereit seien, ebenso die grüne Seite der Regierung von Baden-Württemberg und der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius von der SPD, erklärte Habeck. Deutschland müsse auch handeln, wenn andere in der EU nicht mitmachten, betonte er. "Es ziehen sowieso nie alle mit."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch zurückhaltend auf die Appelle zur Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern reagiert. Deutschland habe eine ganze Reihe an humanitären Gesten gezeigt, müsse aber auch andere europäische Länder überzeugen, dass sie sich beteiligen, erklärte sie im Bundestag. Sie fügte hinzu, dass derzeit Gespräche zu dem Thema geführt würden: "Es gibt noch keine Entscheidung."
Menschenrechtler prangern schon seit Jahren eine verheerende Lage in den Flüchtlingscamps in Griechenland an. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Lagern auf den Inseln Lesbos, Samos und Kos mehr als 4.400 unbegleitete Kinder "von denen nur jedes vierte altersgerecht untergebracht ist". Demnach sind etwa 500 Kinder mit fremden Erwachsenen in einem großen Lagerzelt im berüchtigten Moria-Camp auf Lesbos untergebracht. Auf Samos wechselten sich mehr als ein Dutzend unbegleiteter Mädchen ab, um in einem kleinen Container zu schlafen, während andere Kinder gezwungen seien, auf Containerdächern zu übernachten. UNHCR nennt diese Bedingungen "äußerst riskant" und appelliert an die europäischen Staaten, die Kinder zügig umzusiedeln.
epd fu