Einige Menschen waren bereits unterwegs zur Arbeit. Sie kamen an vielen Fenstern vorbei, hinter denen es leuchtete. Die Leute in diesem Stadtteil ließen ihre adventliche Dekoration in den Fenstern gern die ganze Nacht über an. Einige davon blinkten, andere glommen nur sanft.
Hinter einem unbeleuchteten Fenster schlief eine junge Frau. Sie hatte sich in ihre Bettdecke eingewühlt, nur ihr linker Fuß lugte hervor. Auf diese Weise hatte sie die perfekte Schlaftemperatur hergestellt. Bald würde auch diese Frau aufwachen. Sie würde blinzeln, sich recken und sich langsam mit ihrer Aufmerksamkeit dem Radiowecker zuwenden. Der war auf NDR Info eingestellt. So würde sie von freundlichen Stimmen mit Aktuellem versorgt werden, während sie langsam immer wacher werden würde.
6:49 Uhr stand in leuchtenden Zahlen auf dem Wecker. Die Frau atmete leise. 6:50 Uhr.
Die Stimme von Peter Urban tönte aus dem Radiowecker. Langsam drangen seine Worte zu der Frau durch. Sie blinzelte und reckte sich und zog dann den Fuß unter die Bettdecke. Im Radio ging es um eine neue CD mit Weihnachtsmusik. Noch immer nicht ganz wach erfuhr die Frau von einer Benefiz-Aufnahme zugunsten der Special Olympics. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler interpretieren Weihnachtslieder neu. Dann wurde ein Beispiel gesendet.
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Die junge Frau war augenblicklich wach. Was für ein Lied. Bekannt und doch so ganz anders. Und so laut! Wie wunderbar doch dieses Weihnachtslied in ihren Ohren klang! Joy To The World wurde zu Oi To The World! Was spielten No Doubt da? If God came down on Christmas day, I know exactly what's he'd say: He'd say Oi to the Punks, Oi to the Skins, Oi to the World, and everybody wins. Den Rest des Textes konnte sie kaum verstehen. Aber das war ihr auch völlig egal. Dieses Lied hatte alles, was Weihnachten für sie ausmachte: Es war laut, es machte wach, es riss sie mit. Am selben Tag noch ging sie und kaufte sich die CD.
Warum ist Oi To The World in so gutes Weihnachtslied?
Weil es die so wunderbar unwahrscheinliche Friedensbotschaft der Heiligen Nacht herausschreit. Auf derselben CD befindet sich auch eine Version von "Stille Nacht" von Enya. Dieses zu Recht so geliebte Lied überspringen meine Frau und ich, wenn wir – wie alle Jahre wieder – im Auto sitzen und die CD hören. Es klingt in unseren Ohren falsch – zumindest drei Titel hinter Oi To The World. Für uns steht fest: Weihnachten ist zum Aufwachen da, nicht zum seligen Dösen. Kindergeschrei, oi! Die Menge der himmlischen Heerscharen mit der Stimme von Gwen Stefani: OI! Friede auf Erden – selbst zwischen Punks und Skins, oi!
Keine Angst: Sie dürfen sich auch dieses Jahr wünschen, dass der Schnee leise rieseln möge und dass Friede auf Erden auch Ruhe und Besinnlichkeit bedeuten mögen.
Aber Besinnlichkeit darf nicht bedeuten, dass man nicht zur Besinnung kommt. Der Witz an Weihnachten ist nicht, dass alles so friedlich ist, sondern dass mit lauter Stimme gerufen wird: Es soll Friede sein! Mitten in der Dunkelheit geht das Licht an. Mitten in der Nacht wird gerufen: Fürchtet euch nicht! Mitten in der Nacht gellt es: Freut Euch! Kommt zur Besinnung!
Darum geht es in dem Lied:
Haji ist ein Punk mit asiatischer Herkunft, der eines Weihnachtstages in einem Pub mit seiner Band spielt, als Trevor uns seine Skins dazukommen. Trevor nimmt Haji seinen Turban ab und schlägt ihn nieder. Haji schwört ihm Rache, und es kommt zu einem Kampf zwischen Punks und Skins auf dem Dach eines Hauses. Trevor bricht viele Knochen, aber Haji hat ein Krummschwert, wie der Typ in Indiana Jones. Trevor wird schwer verletzt. Alle anderen fliehen, als die Polizei naht. Als Trevor zu sterben droht, nimmt Haji seinen Turban ab und macht aus ihm einen Druckverband. Am Ende kaufen die beiden einander Bourbon im Pub.
Die Weihnachtsbotschaft sei für uns: Wacht auf! Gott macht das Unmögliche möglich! Gott will das Gute für euch! Besinnt euch! Und nicht zuletzt: Macht mit! Kommt und seht, was geht! OI!