Weimar (epd). Ein im September in einem Wald zufällig entdeckter Tonkrug mit mehr als 200 alten Silbermünzen ist am Freitag in Weimar der Öffentlichkeit präsentiert worden. Die Archäologen erhoffen sich von dem Fund Aufschlüsse über das Landleben in der Nähe von Jena Anfang des 15. Jahrhunderts. Denn anders als von den Reichen gebe es von den Landbewohnern dieser Zeit kaum schriftliche Zeugnisse, sagte Thomas Grasselt vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bei der Vorstellung der Funde.
Entdeckt wurde der Schatz von der Jägerin Katjana Hesse im Döbritscher Pfarrholz im Weimarer Land, als sie im Auftrag des Revierförsters Löcher für Zaunpfosten aushob. Der Zaun sollte eine Gruppe von wenigstens 250 Jahre alten Lindenbäumen vor Ort schützen. In der Nähe gab es einst den Ort Uhrda, der später aufgegeben wurde. Besitzerin des Waldes ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland.
Röntgenaufnahmen offenbarten erste Einblicke in den Inhalt. Der "Uhrdaer Lindenschatz" besteht aus über 200 papierdünnen Silbermünzen. Nach gründlicher Reinigung und Untersuchung von 18 Geldstücken konnten die "Hohlpfennige" den historischen Münzstätten Jena, Gotha, Saalfeld und Naumburg sowie wahrscheinlich Schleusingen zugeordnet werden, erklärte Grasselt. Die grünlich verfärbten Geldstücke hätten heute ein Silbergehalt von 50 bis 90 Prozent. Da beigemengte Buntmetalle wie Kupfer inzwischen erodiert seien, dürfte der Silbergehalt zur Prägezeit niedriger gelegen haben, erläuterte er.
Eine genaue Datierung stehe noch aus. Sie hänge von der jüngsten Münze ab, die aus dem Topf geholt werden könne. Für die grobe Zeitbestimmung zieht der Archäologe die Regionalgeschichte heran. Weil sie es mit der Silbermenge nicht so genau nahm, durfte die Schleusinger Münzstätte ab 1435 keine Pfennige mehr schlagen. Sollte der Krug also Stücke aus Schleusingen enthalten, müssten sie - wenn sich die Südthüringer an das Verbot gehalten haben - vor dieser Zeit geprägt worden sein, erklärte Grasselt.
Die Bearbeitung des Schatzes werde wohl ein Jahr dauern, sagte der Denkmalpfleger. Besagte Röntgenaufnahmen hätten auch größere Münzen gezeigt, wahrscheinlich Groschen.
Gut erhaltene Hohlpfennige brächten ihrem Verkäufer heute 40 bis 130 Euro pro Stück ein, hieß es. Als der jetzt gefundene Schatz vergraben wurde, dürfte er den Gegenwert von zwei Schweinen entsprochen haben, so Grasselt. Auf jeden Fall dürfe sich die Jägerin aber über einen angemessenen Finderlohn freuen.