Berlin (epd). Die Seenotretter von Sea-Watch wollen mit ihrem Schiff "Sea-Watch 3" künftig unter deutscher Flagge fahren. Bislang sei das Rettungsschiff unter der niederländischen Flagge registriert gewesen, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin. Da die Niederlande ihrer Verantwortung als Flaggenstaat nicht nachgekommen seien, habe sich Sea-Watch gezwungen gesehen, die Flagge zu wechseln.
Die "Sea-Watch 3" sitzt seit über fünf Monaten in Italien fest. Das Schiff wird von italienischen Behörden blockiert, nachdem dessen frühere Kapitänin Carola Rackete im Juni 53 Flüchtlinge im Mittelmeer aus Seenot gerettet und nach wochenlangem Warten trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen der Insel Lampedusa angesteuert hatte.
Die niederländische Regierung habe nichts getan, um die Freigabe des Schiffes voranzutreiben, kritisierte Sea-Watch. Zudem hätten die Niederlande bewusst eine Situation geschaffen, "die weitere Rettungsmissionen unmöglich machen soll". Nach Angaben der Organisation wären die Niederlande nach internationalem Recht dafür verantwortlich gewesen, dass Schiffe nach einer Rettungsaktion so schnell wie möglich in einem sicheren Hafen anlegen können.
Die Crew der "Sea-Watch 3" sei einsatzbereit und erwarte in den nächsten Wochen das Gerichtsurteil in Italien, um danach wieder zu Rettungsaktionen auslaufen zu können, hieß es nach der Registrierung unter deutscher Flagge. Vom neuen Flaggenstaat Deutschland erwarte Sea-Watch nun eine konstruktive Zusammenarbeit, "in der die deutsche Regierung ihre Verantwortung ohne politische Einmischung voll wahrnimmt".