Berlin (epd). Die Zahl der Demenz-Diagnosen steigt weiter an. Das geht aus neuen Daten hervor, die der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDS) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. 2018 hätten die MDS-Gutachter bei über einem Drittel der Versicherten (35,2 Prozent), die erstmals einen Pflegegrad erhalten haben, erhebliche Beeinträchtigungen der kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten festgestellt, hieß es. Das waren 320.000 Versicherte, rund 28.000 mehr als 2017.
Bei den Erstantragstellern, die ambulant versorgt wurden, betrug der Anteil der Menschen mit Demenz ein Drittel (33,2 Prozent). Bei den in der stationären Pflege befindlichen Menschen beziehungsweise bei denjenigen, die in ein Pflegeheim umzogen, betrug der Anteil der Demenzpatienten fast zwei Drittel (62,3 Prozent). Demenz und andere gerontopsychiatrische Krankheiten sind demnach die häufigsten Ursachen für den Umzug ins Pflegeheim. "Der Anteil der Heimbewohner mit Demenz liegt inzwischen bei rund 70 Prozent", sagte Geschäftsführer Peter Pick.
Die Daten finden sich in der überarbeiteten Grundsatzstellungnahme "Menschen mit Demenz - Begleitung, Pflege und Therapie". Darin fasst der MDS die aktuellen fachlichen Standards für die medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz zusammen. Der Praxisleitfaden solle Pflegekräfte und alle weiteren Akteuren im Versorgungsalltag beraten und unterstützen, hieß es.
Pick sagte weiter, die umfassende Versorgung von Menschen mit Demenz sei eine zentrale gesundheits- und pflegepolitische Aufgabe. Das Wissen über eine gute Versorgung habe sich erweitert und viele Modelle hätten ihre Praxistauglichkeit gezeigt. "Das medizinische und pflegerische Versorgungssystem hat sich in den vergangenen Jahren deutlich besser aufgestellt. Aber es gilt, die Erfolge zu verbreitern und den Zugang zu der Welt der Menschen mit Demenz zu vertiefen", sagte Pick.
Menschen mit Demenz benötigten häufig mehrere Versorgungsangebote parallel. Demenz müsse deshalb "sektorenübergreifend" gedacht werden, hieß es. Wichtig sei die Koordination und Kooperation in der Diagnostik, Therapie und Pflege. Darauf müssten sich die Pflegeeinrichtungen noch stärker ausrichten. Und: Nicht-medikamentöse Verfahren wie das Training kognitiver Funktionen und von Alltagsaktivitäten sowie die körperlichen Aktivierung sollten "stärker in der Therapie und Begleitung von Menschen mit Demenz verankert werden".