Mannheim (epd). Wortkreationen wie "Ankerzentrum", "Flugscham" oder "Zungenschrittmacher" erobern die deutsche Sprache. Neue Begriffe, die in den letzten Jahren eine gewisse Verbreitung erfahren haben, werden im Neologismenwörterbuch des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache Mannheim veröffentlicht. Die neuesten Einträge werden am Freitag im Internet freigeschaltet, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Das Neologismenwörterbuch enthält den Angaben zufolge insgesamt mehr als 2.000 Wörter, die seit den 1990er Jahren im Deutschen verwendet werden.
Dabei seien die Spuren zentraler gesellschaftlicher Debatten im Wortschatz zu erkennen, erklärte die Sprachforscher. Der Behörden-Begriff "Ankerzentrum" zum Beispiel bezeichnet ein Zentrum für "Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung bzw. Rückführung" von Flüchtlingen. Dort sollen alle zuständigen Behörden vertreten sein, um Asylverfahren zu beschleunigen.
Die derzeitigen Diskussionen rund Verkehr und Klimaschutz zeigten sich in neuen Wörtern wie "Flugscham". Das Wort stammt vom schwedischen Begriff "Flygskam" und bezeichnet die Scham, ein Flugzeug zu benutzen, weil es zu viel Kohlendioxid ausstößt.
Viele neue Begriffe kommen den Experten zufolge aus den Sozialen Medien. Ein "Smombie" oder "Handyzombie" bezeichnet laut Wörterbuch eine Person, die so vertieft auf ihr Smartphone starrt, dass sie von ihrer Umgebung nichts wahrnimmt. Sie sei nicht mehr nur am Emailen oder Twittern, sondern nutze das Handy heute auch zum "Parshippen" oder "Facetimen". Dagegen gehe es beim "Digital Detox" (digitale Entgiftung) darum, nicht ständig das Handy zu benutzen und nicht jede Mail oder SMS sofort zu beantworten.
Auch Innovationen aus der Medizin finden Ausdruck in neuen Wörtern. Ein Beispiel ist der "Zungenschrittmacher". Das Gerät für Menschen mit Schlafapnoe soll durch elektrische Impulse den Zungenmuskel regelmäßig stimulieren und damit die Atemwege offenhalten.
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte.