Gütersloh (epd). Trotz besserer Daten auf den Arbeitsmärkten hat sich laut einer aktuellen Studie das Armutsrisiko in vielen Industrieländern nicht verringert. Rund zehn Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise liege die durchschnittliche Arbeitslosenquote in rund 40 untersuchten EU- und OECD-Ländern mit 5,3 Prozent zwar erstmals leicht unterhalb des Vorkrisenniveaus von 2008, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh. In 25 der 41 untersuchten Staaten stagniere jedoch das Armutsrisiko oder sei sogar gestiegen. In der Studie der Stiftung über soziale Gerechtigkeit wurden die Teilhabechancen der Bürger in 41 Industriestaaten untersucht.
Am häufigsten von Armut bedroht sind demnach Menschen in Israel und in den USA. Kinder haben in der Regel ein höheres Armutsrisiko als ältere Menschen. Die besten Teilhabechancen gibt es in den nordischen Ländern Island, Norwegen, Dänemark und Finnland. Deutschland belegt den zehnten Platz.
Zu den Schlusslichtern zählen die USA auf Platz 36 vor Chile, Bulgarien, Rumänien, Türkei und Mexiko, wie es in der Studie heißt. Als armutsgefährdet stuft die Stiftung Menschen ein, die über weniger als die Hälfte des durchschnittlichen mittleren Einkommens verfügen.
Deutschlands gute Platzierung im Gesamtranking beruhe vor allem auf der anhaltenden Erfolgskurve am Arbeitsmarkt, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Neben der stetig sinkenden Arbeitslosenquote gehöre die Jugendarbeitslosigkeit mit 6,2 Prozent im internationalen Vergleich zu den niedrigsten.
Während die Beschäftigungsrate zwischen 2013 und 2018 von 73,5 auf 75,9 Prozent gestiegen sei, habe sich das Armutsrisiko für Bürger im selben Zeitraum jedoch von 9,4 auf 9,8 Prozent der Bevölkerung erhöht. Anders als in der Mehrzahl der Länder liege das Armutsrisiko in Deutschland für ältere Menschen bei 9,7 Prozent, der höchste Stand seit zehn Jahren. Kinder und Jugendliche haben den Angaben nach ein Armutsrisikos von 7,6 Prozent. Die Quote gibt wieder, wie groß der Anteil der Bevölkerung unterhalb eines bestimmten Punktes in der Einkommensverteilung ist.