Frankfurt a.M., Windhuk (epd). In Namibia bleibt Präsident Hage Gottfried Geingob trotz deutlicher Stimmenverluste an der Macht. Der 78-Jährige gewann die Präsidentenwahl laut Endergebnis vom Samstagabend mit 57,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Geingobs Partei Swapo bleibt mit 63 Sitzen im Parlament mit großem Abstand stärkste Kraft, verfehlte jedoch zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes 1990 die Zweidrittelmehrheit.
Der stärkste Herausforderer von Präsident Geingob, Panduleni Itula, bekam 28,7 Prozent der Stimmen. Der 62-Jährige ist selbst Swapo-Mitglied, ging aber als unabhängiger Kandidat ins Rennen. Insgesamt bewarben sich elf Kandidaten für das höchste Staatsamt. Mehr als 1,3 Millionen der rund 2,5 Millionen Einwohner durften laut Wahlkommission ihre Stimme abgeben. Die Wahlbeteiligung bei der Präsidentenwahl lag bei 61 Prozent.
Sowohl Präsident Geingob als seine Partei verloren deutlich an Zustimmung. Bei der Wahl 2014 war Geingob mit 87 Prozent der Stimmen ins Amt gewählt worden, die Regierungspartei Swapo bekam damals 77 der 96 Sitze im Parlament. Die Swapo ist aus der Unabhängigkeitsbewegung hervorgegangen und seit der Unabhängigkeit Namibias von Südafrika 1990 an der Macht.
Als Grund für die Verluste gelten ein Mitte November bekanntgewordener Korruptionsskandal, in den mehrere Minister verwickelt sind, eine schwache Wirtschaft und hohe Arbeitslosigkeit. Anhaltende Trockenheit sorgt dafür, dass Hunderttausende Namibier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind.
Präsident Geingob erklärte, er habe die Forderung der Bevölkerung verstanden. Er werde sich noch stärker dafür einsetzen, dass sich die Lebensbedingungen der Bürger verbessern, schrieb er noch vor Bekanntgabe des Endergebnisses am Samstag auf Twitter. Der Kandidat der Opposition, McHenry Venaani von der PDM, die mit 15,9 Prozent zweitstärkste Kraft im Parlament wurde, begrüßte den Verlust der Zweidrittelmehrheit der Swapo. Dadurch finde eine Reinigung des parlamentarischen Systems und der Debatten statt, weil die Regierung nun anderen zuhören müsse, sagte Venaani der Zeitung "The Namibian".