Bonn (epd). Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich für Behinderte nach Angaben der Aktion Mensch leicht verbessert. Mit 11,2 Prozent ist demnach die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten 2018 etwas gesunken - im Jahr 2017 lag sie bei 11,7 Prozent. Sie ist aber mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Erwerbslosenquote, die 2018 bei 5,2 Prozent lag, wie aus dem am Freitag in Bonn veröffentlichten "Inklusionslagebarometer Arbeit" der Hilfsorganisation und des Handelsblatt Research Institute hervorgeht.
Seit 2013 weist die Studie bundesweit einen positiven Trend aus. 2018 waren 156.621 Behinderte erwerbslos, im Vorjahr wurden 162.373 registriert. Als Gründe für die Entwicklung nannte Bert Rürup, der Präsident des Instituts, die stabile Konjunktur sowie die Tatsache, dass zunehmend mehr Menschen mit Behinderung in Rente gehen.
Eine große Kluft zeigt sich bei der Dauer der Arbeitslosigkeit: Schwerbehinderte Arbeitslose benötigen durchschnittlich 359 Tage, bis sie eine neue Anstellung gefunden haben. Das sind 100 Tage mehr als Nichtbehinderte, wie die Studie ausweist. Auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist mit 43,4 Prozent deutlich höher als bei Menschen ohne Behinderung (34,8 Prozent).
Die gesetzlich vorgeschriebene Fünf-Prozent-Quote für die Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung kommen die Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern weiterhin nicht nach. Der Anteil lag 2017 bei 4,63 Prozent - und sank damit zum zweiten Mal in Folge (2016: 4,67 Prozent).
Während öffentliche Arbeitgeber mit 6,5 Prozent die Mindestquote übertreffen, erreichen private Unternehmen nur 4,1 Prozent. "Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe, als einen Menschen mit Behinderung einzustellen", sagte Christina Marx von der Aktion Mensch. Marx sieht einen Grund für die Zurückhaltung darin, dass es vielen Unternehmen an Informationen über Fördermöglichkeiten und Hilfestellungen fehle.