Berlin/Istanbul (epd). Im Prozess gegen Menschenrechtsaktivisten in der Türkei hat die Staatsanwaltschaft Freispruch für den Berliner Peter Steudtner beantragt. Das berichteten Menschenrechtsorganisationen, die den Prozess in Istanbul beobachten, am Mittwoch. Nach Angaben von Amnesty International droht mehreren Mitangeklagten jedoch weiterhin Haft. Zu ihnen gehört der Ehrenvorsitzende der Organisation in der Türkei, Taner Kilic.
Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, kritisierte die "haltlosen Terrorismus-Vorwürfe", für die es keinerlei Beweise gebe. Die Anträge auf Freispruch für Steudtner zeigten, das nur fortwährender internationaler Druck helfe. Deshalb müssten sich die Bundesregierung und andere Staaten umgehend für einen Freispruch von Kilic und den anderen von Haftstrafen bedrohten Angeklagten einsetzen. Der nächste Prozesstag ist für den 19. Februar 2020 anberaumt.
Steudtner, der als Trainer für Menschenrechtsorganisationen arbeitet, war am 5. Juli 2017 während eines Seminars in der Türkei zusammen mit anderen Teilnehmern verhaftet worden. Die zehnköpfige Gruppe wurde als "Istanbul 10" bekannt. Die Anklage der türkischen Justiz lautet Steudtner zufolge auf Unterstützung und Finanzierung von drei bewaffneten terroristischen Organisationen. Der Prozess findet in seiner Abwesenheit statt.