Hamburg (epd). Nur eine knappe Mehrheit von 55 Prozent der Bundesbürger befürwortet einer Umfrage der Körber-Stiftung zufolge die Zugehörigkeit Deutschlands zur westlichen Staaten- und Wertegemeinschaft. 31 Prozent sprachen sich für eine außenpolitisch neutrale Haltung aus, sieben Prozent wünschen sich eine Annäherung an andere Länder oder Wertegemeinschaften, wie die Körber-Stiftung am Dienstag in Hamburg mitteilte. Für eine von den USA unabhängigere Außen- und Sicherheitspolitik wäre eine Mehrheit (52 Prozent) auch bereit, mehr als doppelt so hohe Verteidigungsausgaben in Kauf zu nehmen.
39 Prozent der Befragten gaben an, die Beziehungen zu Washington seien wichtiger als die zu Moskau. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) hält auch die Beziehungen zu den USA für wichtiger als die zu China. Frankreich bleibt laut Umfrage wichtigster Partner (60 Prozent) der Deutschen, gefolgt von den USA (42 Prozent), China (15 Prozent), Russland (zwölf Prozent) und Großbritannien (sieben Prozent). Für den bröckelnden Zusammenhalt innerhalb der EU machen 37 Prozent populistische Regierungen verantwortlich. 33 Prozent finden, die EU sei selbst schuld.
Deutsche und Amerikaner beurteilen die jeweilige Beziehung zum Partner sehr unterschiedlich, sehen aber insgesamt eine positive Entwicklung. 75 Prozent der Amerikaner empfinden die Beziehungen laut einer parallel vom Pew Research Center durchgeführten Studie als "gut" oder "sehr gut", 2018 waren es nur 70 Prozent. Dagegen sagen rund zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent), das Verhältnis zu den Amerikanern sei "schlecht" oder "sehr schlecht". Dies sind allerdings neun Prozentpunkte weniger als 2018. Vor allem die Militärpolitik der USA sehen die Deutschen kritisch.
Für die repräsentative Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public im Auftrag der Körber-Stiftung 1.000 Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Deutschland zu ihren außenpolitischen Einstellungen befragt. Die US-Daten wurden durch das Pew Research Center im September 2019 erhoben. Die Umfrageergebnisse wurden am Dienstag auch beim Berliner Forum Außenpolitik vorgestellt.