Washington (epd). Der seit drei Jahrzehnten wegen Doppelmordes im US-Bundesstaat Virginia inhaftierte Deutsche Jens Söring soll auf Bewährung frei kommen. Der in Virginia für Begnadigungen zuständige Regierungsausschuss habe sich für diesen Schritt ausgesprochen, berichteten US-Medien am Montag (Ortszeit). In Fernsehberichten hieß es, der 53-jährige Söring solle nach Deutschland abgeschoben werden. Kommentatoren bezeichneten die Entscheidung zur Freilassung als überraschend.
Der Diplomatensohn Söring war 1990 zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, 1985 das Ehepaar Derek und Nancy Haysom, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom, mit Dutzenden Messerstichen getötet zu haben. Unter Juristen ist das Urteil umstritten. Söring beteuerte in zahlreichen Interviews auch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) seine Unschuld.
Viele Beweismittel aus dem Prozess wurden bereits entkräftet. Auch kürzliche DNA-Untersuchungen sprechen gegen des Urteil. Söring hatte die Tat zunächst gestanden, mutmaßlich um seine Freundin vor der Todesstrafe zu schützen. Der deutsche Staatsbürger erklärte, er habe erwartet, dass er als Diplomatensohn Immunität genieße.
Die Zeitung "Richmond Times-Dispatch" zitierte am Montag die Vorsitzende des Begnadigungsausschusses von Virginia, Adrianne Bennett, mit den Worten, Sörings Unschuldsbehauptungen seien "unbegründet" ("without merit"). Der Beschluss, den 53-Jährigen freizulassen und abzuschieben, sei angemessen wegen Sörings jungen Alters zur Tatzeit und der Länge der verbüßten Strafe, sagte sie.
Der Ausschuss sprach sich am Montag auch für die Entlassung der wegen Beihilfe zu 90 Jahren Haft verurteilten Elizabeth Haysom aus. Die kanadische Staatsbürgerin solle in ihr Heimatland abgeschoben werden, hieß es.
In Deutschland setzt sich seit Jahren ein Unterstützerkreis für Söring ein. Die Mitglieder halten den Verurteilten für unschuldig. Auch in dem Dokumentarfilm "Das Versprechen" aus dem Jahr 2016 wurde das Urteil gegen Söring infrage gestellt.