Frankfurt a.M. (epd). Der Service der Kassenärztlichen Vereinigungen für Haus- und Kinderarzttermine wird nur sehr verhalten in Anspruch genommen. Seit dem Start des gesetzlich vorgeschriebenen Angebotes im Mai kamen mithilfe der kassenärztlichen Servicestellen lediglich rund 3.000 Termine zustande, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes ergab. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 100.000 Termine bei Fachärzten und Psychotherapeuten vermittelt. Insgesamt gibt es laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung rund 553 Millionen Behandlungsfälle in deutschen Praxen pro Jahr.
In Bremen vermittelte die Kassenärztliche Vereinigung von Mai bis Oktober nur einen einzigen Termin bei einem Kinderarzt, bei Hausärzten konnten 41 Termine organisiert werden. Zeitgleich wurden im kleinsten Bundesland 2.050 Facharzttermine vergeben.
In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, vermittelten die Servicestellen bislang 339 Termine bei Haus- und Kinderärzten, während es bei Fachärzten und Psychotherapeuten 23.370 Termine waren. Die meisten Vermittlungen wurden in Hessen (486) und Niedersachsen (480) verzeichnet. Die wenigsten Termine wurden in Schleswig-Holstein vergeben (22).
Das Angebot an Terminen überwiegt häufig die Nachfrage. So haben zum Beispiel im Juli die Berliner Hausärzte rund 1.000 freie Termine gemeldet, von denen nur neun von der Termin-Servicestelle vermittelt werden konnten.
Seit 2016 gibt es Termin-Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), die Patienten Termine bei Fachärzten vermitteln. Mit Inkrafttreten des Terminservice- und Versorgungsgesetzes im Mai sind sie auch für die Terminvermittlung bei Kinder- und Hausärzten zuständig.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen hatten von vornherein mit einer geringen Resonanz gerechnet, wie die epd-Umfrage ergab. "Die geringe Inanspruchnahme der Terminservicestellen zeigt, dass die bewährten Wege der Terminvereinbarung bei einem Arzt - trotz anderslautender Aussagen der Politik - funktionieren", sagte der Sprecher der KV Schleswig-Holstein, Marco Dethlefsen.
Nach Darstellung der KV Westfalen Lippe lässt sich das geringe Interesse womöglich darauf zurückführen, dass sich Patienten ihren Haus- und Kinderarzt als ersten Ansprechpartner immer noch selbst aussuchen wollen. Die KV Bayern verwies auf OECD-Studien, wonach der Zugang zu niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten in Deutschland niederschwellig möglich ist und die Wartenzeiten als niedrig eingestuft werden.
Der KV-Sprecher in Niedersachsen, Detlef Haffke, kritisierte den hohen organisatorischen Aufwand, der in die Servicestellen investiert werden müsse. Insgesamt hätten die vergangenen drei Jahre gezeigt, dass zwar viele Patienten dort anriefen, es aber nur selten zu Vermittlungen komme: "Patienten wollen bei ihrem Wunscharzt an einem Wunschort einen Wunschtermin. Dies kann die Terminservicestelle nicht leisten."
epd lde/fu jup