Präses Kurschus: Kirche wird künftig noch stärker gefragt sein
20.11.2019
epd
epd-Gespräch: Ingo Lehnick

Bielefeld (epd). Die evangelische Kirche wird nach Einschätzung der westfälischen Präses Annette Kurschus "in den nächsten Jahren eine noch stärker gefragte Größe in unserer Gesellschaft sein". Auch eine kleinere Kirche sei dafür da, "die Hoffnung lebendig zu halten in der Welt", sagte die Theologin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. "Und diese Kraft braucht die Welt nötiger denn je."

Kurschus wurde am Mittwoch als leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen für eine zweite Amtszeit von acht Jahren bestätigt. Ein Schwerpunkt werde ihr theologisch-geistlicher Akzent bleiben, kündigte sie an. Vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen und Mitgliederzahlen äußerte sie die Hoffnung, "dass unsere westfälische Kirche weiterhin ihre Ausstrahlung als geistliche Orientierungsgemeinschaft behält", auch mit weniger Personal und strafferen Strukturen. Nötig seien aber "mehr Transparenz und Klarheit sowie kürzere und effizientere Wege".

Inhaltliche Akzente will die 56-jährige Theologin unter anderem beim Klimaschutz setzen. "Wir werden zunächst vor der eigenen Haustür kehren und dafür Geld in die Hand nehmen", sage sie. Dabei gehe es etwa um alternative Formen dienstlicher Mobilität oder die umweltgerechte Sanierung von Pfarrhäusern und Kreiskirchenämtern.

Die künftige Kirche braucht nach Einschätzung der alten und neuen Präses "eine Durchmischung von Formen kirchlichen Lebens, bei dem manches Traditionelle neben dem Neuen bestehen bleibt". Gutes und Bewährtes müssten erhalten werden. "Es ist unser Auftrag, die Traditionen unserer Kirche und unseres Glaubens zu pflegen und zugleich mutig Schritte nach vorn zu gehen", sagte Kurschus. Sie sei überzeugt, dass Menschen die Kirche dafür gerade in Zeiten des schnellen Wandels schätzten und brauchten.

Ihr Ehrenamt als stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende bezeichnete Kurschus als Privileg. Die Bereicherung sei ungleich größer als die Belastung. "Beispielsweise lassen die Besuche und Begegnungen in den östlichen Landeskirchen das eigene Tun in neuem Licht erscheinen und machen mir bewusst, wie reich wir beschenkt sind in unserer Kirche", sagte sie.