Genf (epd). Mehr als sieben Millionen Kinder sind einer Studie der Vereinten Nationen zufolge weltweit ihrer persönlichen Freiheit beraubt. Das widerspreche der UN-Kinderrechtskonvention, die den Freiheitsentzug bei Kindern nur als letztes Mittel zulasse, kritisierte der Leiter der Studie, der Menschenrechtsexperte Manfred Nowak, am Montag in Genf. Bei den 330.000 Kindern, die im Zusammenhang mit Migration in Haft oder Einrichtungen säßen, gebe es Alternativen zum Entzug der Freiheit. Ausdrücklich kritisierte Nowak die US-Regierung, die Kinder und ihre illegal eingereisten Eltern zeitweise voneinander getrennt hatte. Dabei handle es sich um eine menschenunwürdige Behandlung.
5,4 Millionen Kinder befinden sich der UN-Studie zufolge in staatlichen Einrichtungen, etwa auch in Waisenhäusern. Weitere 410.000 sind in Haft, dazu kommen etwa eine Million Kinder, die von der Polizei in Gewahrsam genommen werden. Zehntausende Kinder werden außerdem unter Terrorverdacht festgehalten, viele davon mit ihren Müttern, sagte Nowak. Der Experte forderte Staaten dazu auf, selbst minderjährige Terrorkämpfer vor allem als Opfer zu behandeln. Es sei entscheidend, dass diese Kinder in ihre Heimatländer zurückgebracht und dort in die Gesellschaft reintegriert würden. Auch in allen anderen Fällen komme es darauf an, Kinder frei in familiären Umfeldern statt in Institutionen aufwachsen zu lassen.
An der weltweiten Studie über Kinder in Unfreiheit hatten sich zahlreiche UN-Organisationen beteiligt, darunter das Hochkommissariat für Menschenrechte, das Kinderhilfswerk Unicef und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Die UN-Vollversammlung hatte 2014 einen dritten globalen Bericht zur Lage der Kinder in Auftrag gegeben und den Österreicher Nowak als unabhängigen Experten mit der Koordination beauftragt. Zuletzt war ein solcher Bericht 2006 vorgelegt worden.