Genf, Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angekündigt, die wirtschaftlichen Beziehungen zur Demokratischen Republik Kongo zu vertiefen. Die Regierung von Félix Tshisekedi habe mutige Reformen auf den Weg gebracht, erklärte Merkel nach einem Treffen mit dem kongolesischen Präsidenten am Freitag in Berlin. Sie begrüßte, dass Tshisekedi die erneute Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) suche. Dies werde es der Bundesregierung ermöglichen, das Engagement deutscher Unternehmen in dem zentralafrikanischen Land etwa durch Hermes-Bürgschaften abzusichern.
Der IWF hatte vor sieben Jahren die Zusammenarbeit mit dem Kongo unterbrochen, nachdem Tshisekedis Vorgänger Joseph Kabila sich geweigert hatte, Details zu umstrittenen Rohstoffgeschäften offenzulegen. Als ein mögliches Feld des Engagements deutscher Unternehmen nannte Merkel den Energiesektor, besonders kleine Wasserkraftwerke. Letztlich entschieden aber die Firmen selber, ob und wo sie investieren wollten, sagte Merkel. Das bisherige Engagement deutscher Unternehmen im Kongo bezeichnete Merkel als schwach.
Tshisekedi erklärte, der Kongo könne zum Motor Afrikas werden. Dafür werde seine Regierung Korruption und andere Faktoren bekämpfen, die Investoren zurückschrecken ließen. Er räumte ein, dass mehrere Regionen des Landes von Krisen und Konflikten erschüttert würden. Bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie im Nordosten Kongos gebe es dagegen deutliche Fortschritte. Tshisekedi warb für mehr Unterstützung beim Erhalt des Regenwalds im Kongobecken. Dieser sei nach dem Amazonas die zweitgrößte Lunge der Erde, deren Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel oft unterschätzt werde.
Der seit Januar amtierende Präsident lobte zudem seinen Vorgänger Kabila und bezeichnete ihn als seinen Berater etwa in außenpolitischen Fragen. Vorwürfen, Kabila nutze ihn als Marionette, trat Tshisekedi entgegen: "Er weiß, dass ich das Land regiere." Tshisekedi bezeichnete die jüngste Wahl im Kongo als historisch. In bald 60 Jahren seit der Unabhängigkeit des Kongo sei das erste Mal ein friedlicher Machtwechsel vollzogen worden.
Bei der Präsidentenwahl Ende vergangenen Jahres war Kabilas Wunschnachfolger Ramazani Shadary gescheitert. Kritiker werfen Tshisekedi vor, mit Kabila einen Deal geschlossen zu haben, damit er offiziell zum Wahlsieger erklärt wurde. Der Kandidat Martin Fayulu, der nach offiziellen Angaben unterlegen war, erkennt Tshisekedis Wahlsieg bis heute nicht an.