Berlin (epd). In Berlin fehlen nach Angaben von Sozialverbänden barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen. Haushalte mit behinderten Menschen seien "bei der gnadenlosen Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt" um preisgünstigen Wohnraum sehr stark benachteiligt, kritisierte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, am Donnerstag in Berlin. Unter den zwischen 2016 und 2019 in Berlin etwa 40.000 neu gebauten Wohnungen seien nur 3.500 Sozialwohnungen, von denen der größte Teil nicht barrierefrei sei.
Deswegen zögen Menschen mit Behinderungen in der Regel den Kürzeren, sagte Wild. Gebraucht werden nach seinen Angaben 10.000 neue Sozialwohnungen pro Jahr. Die Vorgabe des Senats, dass jede zweite Neubau-Wohnung barrierefrei sein muss, sei zwar löblich, ändere aber nichts an dem bestehenden Mangel, rügte Wild. Wichtiger sei, die Bestandsgebäude entsprechend umzubauen.
Die Berliner Landesvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Ursula Engelen-Kefer, kritisierte fehlende Daten über das Angebot barrierefreier Wohnungen. In Berlin lebten 631.000 Menschen mit Behinderungen, das seien 18 Prozent der Bevölkerung. "Wie es in den einzelnen Bezirken mit barrierefreien Wohnangeboten aussieht, weiß aber niemand", sagte Engelen-Kefer.
Der SoVD fordere deshalb eine Datenbank. Zudem sollte bei Neubauten ein Sachverständiger für barrierefreies Bauen verpflichtend hinzugezogen werden müssen. Bezahlbarer Wohnraum ist zentrales Thema des 10. Berliner Sozialgipfels am kommenden Montag.