Berlin (epd). Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer warnt vor einem Mangel an Therapieplätzen für traumatisierte Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland. Seit 2013 mussten Beratungsstellen jährlich mehrere Tausend Menschen abweisen, wie es im fünften Versorgungsbericht der Arbeitsgemeinschaft heißt, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Über den Bericht, der am Mittwoch veröffentlicht werden soll, hatten zunächst die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet.
Im Jahr 2017 beispielsweise wurden dem Bericht zufolge fast 11.000 Klienten und Klientinnen neu in die bundesweiten Angebotsstrukturen der Psychosozialen Zentren (PSZ) für traumatisierte Flüchtlinge, Opfer von Folter und Menschenrechtsverletzungen aufgenommen. Damit belief sich die Zahl der insgesamt versorgten Klienten in dem Jahr auf 21.418.
Doch wurden im selben Jahr mindestens 7.212 Menschen abgewiesen, die um Hilfe bei den psychosozialen Zentren des Verbands baten, wie der Bericht auflistet. Diese Betroffenen hätten weder auf die Warteliste gesetzt noch direkt versorgt werden können. Damit seien 40 Prozent der Anfragen abgelehnt worden. 2016 habe die Zahl der Abweisungen sogar bei 10.360 Betroffenen gelegen.
Obwohl die Zahl der bundesweiten PSZ von 26 im Jahr 2013 auf 37 im Jahr angestiegen sei, gehe damit nicht einher, dass tatsächlich ein größerer Anteil von Flüchtlingen mit therapeutischem Bedarf versorgt werden könne, betont der Dachverband in seinem jüngsten Versorgungsbericht. Denn die Zahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge habe sich in diesem Zeitraum verdreifacht. Die Anzahl der von den Zentren versorgten Klienten aber habe sich lediglich von rund 10.000 auf rund 21.400 verdoppelt. Der Bedarf an Psychotherapie und psychosozialer Unterstützung bei Flüchtlingen und Asylbewerbern könne also bei weitem nicht gedeckt werden.
Erschwerend kämen lange Wartezeiten hinzu, hieß es. Durchschnittlich standen den Angaben nach 2.675 Flüchtlinge während eines Monats bundesweit auf den Wartelisten der PSZ. 7,3 Monate warten Betroffene im Durchschnitt auf einen Psychotherapieplatz, in den Metropolregionen sind es neun Monate. In einigen Zentren liegt die durchschnittliche Wartezeit bei zwei Jahren.
Der Zugang zum Gesundheitssystem insgesamt sei für geflüchtete Menschen zum Teil wieder schwieriger geworden, heißt es in dem Bericht. Auch mit Blick auf die Kostenübernahme bleibe die Vermittlung von Therapien schwierig. Der Anteil der Psychotherapien, der tatsächlich mit den gesetzlich verantwortlichen Kostenträgern abgerechnet werden konnte, sei mit sechs Prozent unverändert gering geblieben. Der Großteil der Psychotherapien werde mit mehr als 90 Prozent nach wie vor durch Projektgelder, Landes- und Bundesmittel sowie aus Spenden finanziert.