Düsseldorfer Juden diskutieren über das Ausreisen

Düsseldorf (epd). Die Mitglieder der drittgrößten jüdischen Gemeinde Deutschlands, der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, fühlen sich in der Bundesrepublik offenbar zunehmend bedroht. Es sei nicht mehr die Frage, ob man in Deutschland bleibe, sagte ihr Direktor, Michael Szentei-Heise, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). Vielmehr diskutiere man die Frage, wann man gehen solle.

Auch der Gemeindevorsitzende Oded Horowitz hatte dem Bericht zufolge beim Gedenken an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 Verantwortliche in jüdischen Gemeinden dazu aufgerufen, ihren Mitgliedern dringend ans Herz zu legen, "Deutschland zu verlassen, so lange es noch geht". Mit weiterem Erstarken rechtsextremer Bewegungen bleibe Juden nur die Flucht aus dem Land, zitierte ihn die Zeitung. Sonntagsreden reichten nicht mehr aus. Die 130.000 Juden in Deutschland könne man binnen zwei Wochen ausfliegen, sagte der Vorsitzende.

Die evangelische Kirche in Düsseldorf zeigte sich betroffen von der Diskussion. "Wir müssen klare Signale setzen, wenn wir wollen, dass unsere jüdischen Mitbürger hier bleiben", sagte Superintendent Heinrich Fucks der "Rheinischen Post".

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