Das ist ein schwieriger Fall. Flensburg hat zwei Krankenhäuser: das katholische St. Franziskushospital („Franziskus“) und die evangelische Diakonissenanstalt („Diako“). Beides alteingesessene mittelgroße Akutkliniken, die wie viele Gesundheitszentren deutschlandweit mit dem Überleben kämpften. Als sie kürzlich beschlossen, zu fusionieren, freuten sich alle: Die medizinische Versorgung von Stadt und Umland war gerettet, und das Beste: Es war kein privater Konzern im Spiel. Die kirchlichen Träger würden – mit der ersten ökumenischen Klinik Deutschlands – weiter dafür sorgen, dass der Mensch nicht zu kurz kommt.
Das ist die Vorgeschichte eines Streits, der zurzeit durch viele Medien geht. Denn: So gut Katholiken und Protestanten im Gesundheitsbereich zusammen passen: Beim Thema Schwangerschaftsabbruch scheiden sich die Geister. Katholische Einrichtungen nehmen außer in Notfällen keine Abtreibungen vor, evangelische grundsätzlich schon. In Flensburg setzten sich die Katholiken durch: Reguläre Abbrüche werde es dort nach der Fusion keine geben – dieser Punkt war unverhandelbar.
Es gibt kaum Alternativen in der Stadt
Gleich vorweg: Es ist das Recht der Leiter, das so zu entscheiden. Nicht alle Kliniken müssen alle Leistungen anbieten. Aber ist es nicht auch ihre Pflicht, zu schauen, welche Auswirkungen diese Entscheidung für die Menschen im Umfeld hat? Gibt es genug Arztpraxen, an die sich schwangere Frauen in Not wenden können? Der Landesverband der Frauenärzte bezweifelt dies. Zurzeit führten noch vier Gynäkologen in der Stadt ambulante Abbrüche vor, zwei davon würden aber bald in Rente gehen. Kaum jemand komme nach - auch wegen der sogenannten Lebensschützer, die den Gynäkologen das Leben schwer machen. Es könne zu Engpässen kommen.
Kann, darf ein Krankenhaus dieser Größe – und ohne Konkurrenz – das ausblenden? Nein, und eines mit einem christlichen Menschenbild erst recht nicht. Wenn es die Frauen in Not – und das sind Schwangere, die sich für eine Abtreibung entscheiden, immer – nicht alleine lassen will, muss es mit dafür sorgen, dass diese genug Hilfe außerhalb der Klinik finden. Und das ist die gute Nachricht: Die Flensburger blenden das nicht aus. Sie suchen nach Möglichkeiten, vielleicht in Form eines medizinischen Zentrums. Mitte November soll es einen Runden Tisch mit den Klinikleitungen, der Oberbürgermeisterin und Pro Familia geben. Allen Akteuren scheint es ernst zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie dranbleiben.