Wiesbaden (epd). 30 Jahre nach dem Mauerfall verschwinden die Unterschiede im familiären Zusammenleben zwischen Ost und West zusehends. Das zeigt sich etwa an der Zahl der Hochzeiten und dem Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Deutliche Unterschiede bestehen allerdings noch bei der Kinderbetreuung: Kleinkinder in Ostdeutschland waren im vergangenen Jahr weitaus häufiger (52 Prozent) in Tagesbetreuung als in Westdeutschland (30 Prozent).
Die sogenannte Eheschließungsziffer - die Zahl der Heiraten je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner - war 1989 in der damaligen DDR noch höher als in der Bundesrepublik, wie die Statistiker in Wiesbaden erklärten. Nach der deutschen Einheit kehrte sich das Bild um: 1991 betrug die Eheschließungsziffer im Osten nur noch 3,2, im Westen dagegen 6,3. Später näherten sich diese Werte an. Inzwischen ist die Häufigkeit von Eheschließungen in Deutschland insgesamt leicht gestiegen, wobei die Eheschließungsziffer im Osten zuletzt etwas höher war als im Westen (2017: 5,1 gegenüber 5,0).
Das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes lag im Jahr des Mauerfalls 1989 in der DDR noch bei etwa 23 Jahren, wie es weiter hieß. In der Bundesrepublik waren die Frauen bei der ersten Geburt mit rund 27 Jahren deutlich älter. 2018 bekamen Frauen in ganz Deutschland ihr erstes Kind noch später: Im Osten Deutschlands waren sie mit durchschnittlich 29 Jahren etwa ein Jahr jünger als im Westen.
In fast jedem dritten West-Haushalt (29 Prozent) lebten den Angaben zufolge im Jahr 2018 Kinder. Im Osten einschließlich Berlin war der Kinderanteil etwas geringer (23 Prozent). Obwohl die jährlichen Geburtenraten der ostdeutschen Frauen seit 2008 höher sind als diejenigen der westdeutschen Frauen, wurden 2018 im Osten Deutschlands nur acht Kinder je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner geboren. Im Westen waren es zehn Kinder. Grund sind laut Bundesamt Unterschiede im Altersaufbau der Bevölkerung.