Motto der Synode der VELKD
© Markus Bechtold, evangelisch.de
Das Motto macht es deutlich: der Frieden spielt eine große Rolle bei der 6. Tagung der 12. Generalsynode der VELKD in Dresden.
VELKD-Generalsynode will Frieden stärken
Landesbischof Ralf Meister, der an der Spitze der deutschen Lutheraner steht, spricht auf der Synode der VELKD von der Sprache als Schlüsselrolle für Frieden in einer Gesellschaft. Außerdem wird Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt als stellv. Leitende Bischöfin benannt.

Beim Frieden gehe es immer darum, eine Sprache für den Frieden zu finden, erzählt Ralf Meister, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Landesbischof von Hannover. In seinem Bericht spricht er von der Zunahme an Kommunikation in den sozialen Medien, die aber inhaltlich zunehmend bedeutungsloser werde. Öffentliches und Privates vermischten sich. Das Tabu scheint tot. Meister spricht dabei von Selbstentblößung. Es gebe einen Tabubruch auf der einen und eine wahrgenommene Tabuisierung in der Bevölkerung auf der anderen Seite, in der Angst, sich angreifbar zu machen.

Bedenklich sei, dass in einer jüngsten Umfrage in Sachsen 69 Prozent der Befragten zustimmten, dass man in Deutschland nicht mehr frei seine Meinung äußern könne. Es gehe das Gespenst einer eingeschränkten Meinungsfreiheit um. Meister betont aber, dass der Konflikt zu unserer Debattenkultur gehöre. "Zugleich erleben wir, dass vor allem von rechtsextremen Kräften mit provozierenden Tabubrüchen rassistisch und diskriminierend gesprochen und darin der gesellschaftliche Frieden gefährdet wird." Willkürliche Grenzverschiebungen und eine verrohte Debattenkultur belasteten das freie Wort, sagt Meister und ergänzt: "Andere Ansichten, wie weit sie sich auch entfernen von meinen eigenen Überzeugungen, sind erst einmal auszuhalten, solange sie im rechtsstaatlichen Rahmen bleiben und die Würde eines anderen Menschen nicht verletzen." 

Gerade in Zeiten des Hate Speech und der Neuinterpretation von Geschichte und Geschichten spiele die Sprache für den Frieden in einer Gesellschaft eine Schlüsselrolle. Für eine verbindende Sprache sei auch entscheidend, "ob es verbindende Geschichten gibt, die die Mehrheit einer Gesellschaft erzählen kann", fügt Meister hinzu. "Diese Frage bleibt brisant, weil in der Erinnerung an die Ereignisse vor 30 Jahren bemerkt wird, dass wir in Deutschland weitgehend keine gemeinsame Geschichte erzählen können." Die Kirche müsse ein Asylort der Sprache sein. Das Wort gehöre in den Ursprung und in den Auftrag der Kirche. "Die sprachliche Grundorientierung ist eine Ordnung gegen geistig-geistliche Anarchie", erklärt der leitende Bischof weiter. "Sprache ordnet. Das Wort Gottes setzt eine Orientierung."

Es bleibe kirchlicher Auftrag, sich zur Sprache in der Gesellschaft zu verhalten, weil das Wort in den Auftrag der Kirche gehöre und dieser ein öffentlicher sei. Der hannoversche Landesbischof stellt in seinem Bericht die Ambivalenz des Öffentlichkeitsauftrags der Kirche heraus. Einerseits würden Statements fortwährend gefordert, andererseits polarisierten bischöfliche Worte innerhalb wie außerhalb der Kirche schnell. Dabei komme den Leitenden in der Kirche eine zentrale Rolle als öffentliche Sprecherinnen und Sprecher der Kirche zu: "Diesem öffentlichen Auftrag kann sich kein Leitender Geistlicher entziehen."

Der Streit über Zukunftsfragen in der Gesellschaft werde auch von den Kirchen geführt, sagte der Leitende Bischof. Das Wort und unsere Achtung für die Sprache, die Verlässlichkeit in der Aussage, die Suche nach Wahrheit in unserem Handeln, unser Sprechen für die Sprachlosen, das sei ein verantwortungsvoller Dienst an unserer Gesellschaft. Für den Leitenen Bischof sei dies übrigens auch ein Zeichen, Gott die Ehre zu geben. Ralf Meister beendet seinen Bericht vor den Synodalen mit den Worten: "Die Welt ist da, wir erschaffen sie nicht, aber wir verwandeln sie, mit unserem Handeln, dem unsere Sprache vorausgeht. Eine Sprache, die lebt aus der Verheißung einer besseren Welt"

Nachfolge von Carsten Rentzing bestimmt

Auf der Generalsynode der VELKD wird auch bekanntgegeben, dass die Bischofskonferenz der Lutheraner bereits am Mittwochabend eine neue Stellvertreterin für den Leitenden Bischof gewählt hatte. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland folgt auf Carsten Rentzing, der im Oktober als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens zurückgetreten war. Im Oktober war bekanntgeworden, dass Rentzing zwischen 1989 und 1992 als Autor für die rechtskonservative Zeitschrift "Fragmente" tätig war. Das Landeskirchenamt stufte die von ihm als Student verfassten Texte als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein.

Der Präsident der Generalsynode, Wilfried Hartmann dankt Carsten Rentzing in dessen Abwesenheit dafür, dass dieser 2018 das Amt als stellvertretender Leitender Bischof übernommen hatte. Landesbischof Meister sagt dazu, er zolle Rentzings Entscheidung, vom bischöflichen Amt zurückzutreten, Respekt, bedauere jedoch, dass dieser bisher in der Öffentlichkeit nicht Stellung zu den aufgekommenen Vorwürfen bezogen habe. 

Die Tagung ist vom Präsidenten der Generalsynode, Wilfried Hartmann, eröffnet worden, der in seinem Bericht unter anderem die Umsetzung der Beschlüsse der vergangenen Generalsynodentagung zur Beteiligung junger Menschen und die Wirkung der Beschlüsse in den Gliedkirchen würdigt. Die Andacht zur Eröffnung der Generalsynode hat der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, gehalten. Weil Frieden nunmal kein leicht zugängliches Thema ist, werden zahlreiche Friedenslieder gesungen: "Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens" oder "Verleih uns Frieden gnädiglich" und weitere Lieder hallen durch den Saal an der Elbe.

Das Schwerpunktthema der Synode der VELKD lautet: "Das wird eine Saat des Friedens sein" (Sacharja 8,12). Die 6. Tagung der 12. Generalsynode findet in einer Zeit statt, in der sich Deutschland zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls einstimmt. Rund um den 9. November diskutieren die Protestanten, wie man den Frieden in der deutschen Gesellschaft und in der Welt stärken kann.