Berlin (epd). Nach Erkenntnissen des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) erhöht ein Pflegefall in der Familie das Armutsrisiko von Frauen. Der Verband präsentierte am Dienstag eine Studie, wonach schon sechs Monate Unterbrechung der Berufsarbeit einen dauerhaften Lohnverlust von neun Prozent bedeuten. Bei einem Jahr Unterbrechung wächst die Lohnlücke im Vergleich zu ununterbrochener Berufstätigkeit auf 15 Prozent. Der Verband fordert mehr Unterstützung für pflegende Angehörige.
Weitere Folgen unterbrochener Berufsarbeit sind niedrigere Rentenansprüche und mehr Altersarmut. SoVD-Präsident Adolf Bauer forderte eine Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige, analog zum Elterngeld nach der Geburt eines Kindes. Die Zukunft von rund drei Millionen pflegender Frauen bereite ihm ernste Sorge, sagte Bauer.
Dem Gutachten im Auftrag des SoVD zufolge übernehmen in 70 Prozent der Fälle die Frauen die Pflege zu Hause. Zwar gehen zwei Drittel (65 Prozent) außerdem ihrer Erwerbsarbeit nach, doch arbeiten sie in der Regel Teilzeit. Viele müssen auch ganz aus dem Beruf aussteigen. Im Durchschnitt sind Frauen, die einen Angehörigen versorgen, den Angaben zufolge 21 Stunden pro Woche mit der Pflege beschäftigt.