Augsburg/Bremen (epd). Rund 337.000 Menschen in Deutschland waren einer Studie zufolge im vergangenen Jahr wohnungslos. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, sagte Jutta Henke, Geschäftsführerin der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung in Bremen, am Donnerstag bei einem Fachtag in der evangelischen Diakonissenanstalt in Augsburg. Viele Menschen seien in der Online-Erhebung mit Stand vom 31. Mai 2018 gar nicht erfasst worden, weil sie ohne Kontakt zu Hilfesystemen seien und bei Freunden, Bekannten oder auf der Straße lebten.
Die Untersuchung habe gezeigt, dass die betroffenen Menschen in aller Regel institutionelle Hilfe bei der Suche nach Wohnraum benötigten. Allerdings verfüge nur eine Minderheit der Städte und Gemeinden über entsprechende Instrumente und Angebote, sagte Henke. Während es in den großen Städten oft differenzierte Hilfesysteme gebe, blieben in der Fläche sichtbare "weiße Flecken".
"Es gibt noch immer zahlreiche kreisfreie Städte, die über kein Angebot an Wohnungsnotfallhilfen verfügten", kritisierte Henke. In 40 Prozent der kreisfreien Städte gibt es über die gesetzlichen Pflichtaufgaben hinaus nur ein Basisangebot. Der Rechtsanspruch auf Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten werde nicht überall eingelöst. Deutschland verfüge zwar insgesamt über viele gute Instrumente zur Vermeidung und Behebung von Wohnungslosigkeit - sie würden nur nicht immer genutzt.
"Wir haben eigentlich ein sehr gutes Hilfesystem in Deutschland, aber es greift oft nicht", kritisierte der bayerische Diakoniepräsident Michael Bammessel. "Wir brauchen ein Denken nach dem Motto: es muss geholfen werden", sagte Bammessel. "Wem das Problem vor der Tür liegt, der ist auch dafür zuständig", betonte der bayerische Diakoniepräsident.