Frankfurt a.M., Jakarta (epd). In Indonesien hat Präsident Joko Widodo einen seiner schärfsten Widersacher ins Kabinett geholt: Fortan hat der umstrittene Ex-General Prabowo Subianto den Posten des Verteidigungsministers inne, wie die Zeitung "Jakarta Post" am Mittwoch berichtete. Der Indonesien-Experte von "Human Rights Watch", Andreas Harsono, kritisierte dies als "Rückschlag für alle Bemühungen, Indonesiens verheerende Menschenrechtsbilanz in den Griff zu bekommen".
Widodo war am Sonntag für eine zweite fünfjährige Amtszeit vereidigt worden. Bei der Wahl im April hatte er mehr als 55 Prozent der Stimmen gewonnen, Herausforderer Prabowo knapp 45 Prozent.
Menschenrechtsaktivisten erheben seit langem schwere Vorwürfe gegen Prabowo, den einstigen Schwiegersohn des 1998 gestürzten und inzwischen gestorbenen Ex-Diktators Suharto. Prabowo war Kommandant der berüchtigten Eliteeinheit "Kopassus", die für Morde, Folter und Entführungen verantwortlich gemacht wird.
Dass Präsident Widodo den Ex-Militär nun in die Regierung berief, enttäuscht viele Indonesier sehr. Widodo war 2014 als Hoffnungsträger ins höchste Staatsamt gewählt worden, der unbelastet ist von Vorwürfen über Verbrechen der Vergangenheit. Viele versprachen sich von ihm eine Aufarbeitung und eine Verbesserung der Menschenrechtssituation.
Zugleich schrumpft in der neuen Ministerriege die Anzahl der Frauen. Unter den 38 Kabinettsmitgliedern sind nur noch fünf weiblich, statt bisher acht. Allerdings behalten Außenministerin Retno Marsudi und Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati ihre wichtigen Posten.
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Fast 90 Prozent der etwa 270 Millionen Einwohner bekennen sich zum Islam. Etwa zehn Prozent sind Christen. Seit ein paar Jahren erlebt die Gesellschaft eine zunehmende Islamisierung. Auch religiöse Hassparolen gegen Minderheiten häufen sich.