Frankfurt a.M., Berlin (epd). Mehrere Hilfsorganisationen haben vor einer humanitären Krise im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo gewarnt. In der Provinz Ituri seien Hunderttausende Menschen vor der Gewalt bewaffneter Gruppen geflohen und bräuchten dringend Nahrung, Wasser, Unterkunft und Medikamente, betonten elf Hilfswerke in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag in Berlin. Darunter sind die Deutsche Welthungerhilfe und Oxfam. Die Kongo-Landesdirektorin von Oxfam, Corinne N'Daw, bezeichnete die Lage als dramatisch. "Die meisten Menschen haben alles verloren, was sie besitzen und sind Zeugen schrecklicher Gräueltaten geworden", erklärte N'Daw.
In Ituri sind den Angaben zufolge seit Mai mehr als 360.000 Menschen vor den Angriffen bewaffneter Gruppen geflohen. Die Vertriebenen lebten bei Gastfamilien, die selbst arm seien, oder in Kirchen, Schulen und überfüllten Notunterkünften. Dabei müssten sich manchmal bis zu 500 Menschen eine Toilette teilen. Andere Flüchtlinge seien gezwungen, schmutziges Wasser zu trinken. Zudem böten viele Unterkünfte nur wenig Schutz vor starken Regenfällen. Die Situation sei ein "giftiger Cocktail, der einer raschen Ausbreitung von Krankheiten sehr förderlich ist", erklärte die Landesdirektorin des dänischen Flüchtlingsrats im Kongo, Martine Villeneuve.
Die humanitären Helfer warnten auch vor einer Hungersnot. Weil viele Vertriebene bei der Flucht ihre Ernte auf den Feldern zurückgelassen hätten, fehle es jetzt an Nahrung und Einkommen. In einigen Orten habe sich der Preis für Bohnen und andere Grundnahrungsmittel bereits verdoppelt. "Nahezu die Hälfte der Bevölkerung im betroffenen Gebiet kann sich ohne Hilfe von außen nicht ausreichend ernähren", erklärten die Hilfsorganisationen. Gleichzeitig sei es schwierig, alle Flüchtlinge zu erreichen, weil sie sich in abgelegenen Gebieten aufhielten.