Düsseldorf, Chemnitz (epd). Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz in der Videoüberwachung will Nordrhein-Westfalen die Zahl der Suizide in Gefängniszellen verringern. Die NRW-Justiz lasse von einem Unternehmen im sächsischen Chemnitz eine ereignisgesteuerte Videoüberwachung zur frühzeitigen Erkennung kritischer Situationen in Hafträumen entwickeln, kündigte Justizminister Peter Biesenbach (CDU) am Dienstag in Düsseldorf an.
Das laut Minister in Deutschland einmalige Forschungsprojekt kostet 160.000 Euro. Das Unternehmen Fusion Systems in Chemnitz wird dafür eine Haftzelle aus einer JVA in NRW nachbauen. In die Rolle der Häftlinge sollen Studierende schlüpfen. Das Projekt ist auf zwölf Monate angelegt, danach soll eine Auswertung erfolgen und ein Modellversuch zunächst in einer Haftanstalt in NRW unternommen werden. Sollte sich das Projekt als Erfolg erweisen, soll es dann flächendeckend in allen Haftanstalten im bevölkerungsreichsten Bundesland eingeführt werden.
"Das Assistenzsystem soll die Justizvollzugsbediensteten rechtzeitig alarmieren", sagte der Minister. Er hoffe, damit auch die 24-Stunden-Überwachung oder die als sehr belastend empfundene 15-minütige Kontrolle der gefährdeten Häftlinge überflüssig machen zu können. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres gab es nach Biesenbachs Angaben neun Suizide in den nordrhein-westfälischen Haftanstalten. Im vergangenen Jahr waren es elf, 2017 noch dreizehn Freitode von Gefangenen.