Osnabrück, Berlin (epd). Der Vorschlag der Bundesbank, das Rentenalter deutlich auf fast 70 Jahre anzuheben, stößt bei Gewerkschaften und Arbeitgebern auf ein unterschiedliches Echo. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach kritisierte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag): "Bereits die Rente mit 67 war ein Fehler." Schon heute erreichten viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht das gesetzliche Rentenalter. "Sie werden oft vorher arbeitslos oder chronisch krank und retten sich nach Bezug von Arbeitslosengeld I und II oder Krankengeld nur mit Mühe in eine vorgezogene Altersrente mit Abschlägen. Diejenigen, die dieses rettende Ufer nicht erreichen, fallen zumeist ins Hartz-IV-Regime und infolgedessen oft in Altersarmut."
Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), nannte es dagegen entscheidend, dass bei wachsender Lebenserwartung auch das gesetzliche Rentenalter steige. Er forderte: "Die gewonnene Lebenserwartung muss auch zu einer längeren Erwerbsphase führen und darf nicht nur einen immer längeren Ruhestand bedeuten."
Der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler, sagte am Dienstag in Berlin: "Viele ältere Menschen in gesundheitlich belastenden Berufen halten nicht bis zum regulären Renteneintritt durch. Sie werden vor die Wahl gestellt: entweder Frührente mit lebenslangen Abschlägen oder Arbeitslosigkeit und Vorruhestandsarmut." Er forderte daher "Vorschläge, wie die Rente mit 67 für alle Versicherten erreichbar werden kann".
Auch der Sozialverband VdK lehnte den Vorschlag der Bundesbank ab, da er für viele Menschen eine Rentenkürzung bedeuten würde. "Das kann nicht das Angebot der Politik gerade für die jüngere Generation sein", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Seit 2012 wird die Altersgrenze für den abschlagfreien Bezug der gesetzlichen Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Auf die Rentenkassen kommen nun aber zusätzliche Herausforderungen zu, weil ab Mitte der 2020er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge das Ruhestandsalter erreichen. Die Bundesbank regt daher an, das Rentenalter bis 2070 auf 69 Jahre und vier Monate anzuheben.