Grabungen im Steinbruch von Buchenwald beendet
Gedenkstätte Buchenwald hofft auf das Ende aller Spekulationen um verstecktes Nazi-Gold
Drei leere Bunker: Das Ergebnis von drei Wochen Grabungen im Steinbruch des Konzentrationslagers Buchenwald macht auf den ersten Blick wenig her. Die Gedenkstätte sieht das anders. Sie hofft auf ein Ende des Mythos vom Nazi-Hort.
17.10.2019
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Von Dirk Löhr (epd)

Weimar (epd). Nach drei Wochen hat der Bagger den Steinbruch von Buchenwald wieder verlassen. Das hier noch einmal geschürft werde, sei höchst unwahrscheinlich, gab Karin Sczech vom Thüringer Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz am Donnerstag in Weimar zu Protokoll. Die Chancen, in einem der schrecklichsten Leidensorte des Konzentrationslagers doch noch etwas von Wert zu finden, gehe gegen null, erklärte die Expertin.

Insgesamt wurden drei unvollendete Luftschutzbunker entdeckt, wie es weiter hieß. Aller Wahrscheinlichkeit nach seien diese von Häftlingen für die SS-Wachmannschaften angelegt worden, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge. Er zeigte sich erleichtert darüber, dass der Mythos von unentdecktem Nazi-Gold in Buchenwald nicht länger zu halten sei. Die Gedenkstätte könne sich nun wieder ihren eigentlichen Aufgaben widmen, erklärte Knigge.

Er erinnere sich nur ungern an das Jahr 1994, als er seine Tätigkeit in der Gedenkstätte begann: Immer wieder sei "bis in Qualitätszeitungen hinein" von sagenhaften Schätzen schwadroniert worden, sagte Knigge. Selbst das legendäre, von den Nazis aus Russland gestohlene Bernsteinzimmer, sollte auf dem Ettersberg versteckt worden sein. Die Berichte lockten in der Vergangenheit immer wieder Schatzgräber an.

Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges seien im Steinbruch in den vergangenen drei Wochen wieder sehr lebendig geworden, hieß es weiter. Die Bunker zeigten, wie die Häftlinge bis zuletzt für den Egoismus der Täter, leiden mussten, erklärte Knigge. Die SS sei nach den sehr präzisen alliierten Luftangriffen vom August 1944 auf das Lager und seine Rüstungsbetriebe allarmiert gewesen.

Nach der Befreiung des Lagers und der Ankunft von US-Truppen am 11. April 1945 führten Häftlinge die Amerikaner in den Steinbruch und zu zwei Stollen, die mit Raubgut, auch aus Auschwitz, gefüllt waren. Schon Ende April wurde der Hort von Buchenwald fortgeschafft und, wenn möglich, den alten Besitzern zurückerstattet. Der Rest kam in einen Entschädigungsfonds für die Opfer. So sei die Aktenlage, heißt es von der Gedenkstätte. Er sehe keinen Grund, warum die Befreiten die Schätze ihren Befreiern hätten vorenthalten sollen, sagte Knigge.

Er lobte auch das Team von MDR Thüringen, dass nach zweieinhalbjährigen Recherchen die Grabungen angeregt hatte. Landesfunkhauschef Boris Lochthofen sprach von einem großen publizistischen Erfolg. In nur drei Wochen haben man mehr Licht ins Dunkel bringen können, als in den drei Jahrzehnten davor. Er kündigte drei Filme an, die für Arte und den MDR über den Steinbruch von Buchenwald produziert würden.