Genf, Niamey (epd). Nigers Präsident Mahamadou Issoufou hat die hohe Geburtenrate in seinem Land als unislamisch kritisiert. Der Koran fordere von Eltern Verantwortung, sagte er in einem Interview, das die britische Tageszeitung "The Guardian" am Donnerstag veröffentlichte. Dazu gehöre, dass Mädchen bis zu ihrer Volljährigkeit die Schule besuchen dürften und nicht mit 12 oder 13 Jahren schwanger würden. Der Sahelstaat ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nach Angaben der Weltbank hat jede Frau im Durchschnitt mehr als sieben Kinder. 98 Prozent der über 22 Millionen Nigrer sind Muslime.
Der Präsident des Sahelstaats erklärte, er habe von Imamen zwar Kritik erfahren, weil er sich für Geburtenkontrolle einsetze. An sich sprächen sich die Religionsführer aber ebenso wie er für eine niedrigere Geburtenrate aus. Niger hatte zuletzt mit der Einführung von Familienplanungsunterricht für Männer für Schlagzeilen gesorgt. Die Geburtenrate war zuletzt leicht gesunken, was Issoufou als Erfolg wertete. Dennoch werde die Bevölkerung sich in den nächsten 17 Jahren verdoppeln, wenn die Geburtenrate bei den derzeit 4 Prozent pro Jahr bleibe, sagte er.
Issoufou äußerte die Befürchtung, dass zahlreiche Nigrer in diesem Fall auswandern würden, auch weil das Land am Rande der Sahara stark von den Folgen der Klimakrise getroffen werde. Schon jetzt kann nur knapp ein Fünftel der Fläche des Landes für die Landwirtschaft genutzt werden.