Rom (epd). Das Berufungsverfahren gegen den Kapitän des Rettungsschiffs "Lifeline", Claus-Peter Reisch, ist in Malta wenige Minuten nach Beginn der Verhandlung vertagt worden. Das teilte Reisch am Dienstag über Twitter mit. Als Grund habe das Gericht die Länge des Dokuments angeführt, mit dem die Verteidigung Reischs die Revision begründet habe, sagte der Sprecher der Seenotrettungsorganisation "Mission Lifeline", Axel Steier, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Gericht habe beanstandet, dass das Dokument nicht nur Fakten, sondern auch Vorwürfe enthalten habe. Der Prozess sei deshalb auf den 12. November vertagt worden.
Reisch wird eine falsche Registrierung der "Lifeline" vorgeworfen. In erster Instanz wurde er Mitte Mai zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Er hatte im vergangenen Sommer im Mittelmeer 234 Flüchtlinge mit seiner Crew gerettet und musste tagelang auf die Erlaubnis für einen Hafen warten. Nach dem Anlanden in Malta wurde die "Lifeline" beschlagnahmt und Reisch angeklagt.
"Mission Lifeline" kritisierte, es sei offensichtlich, wieso die Verhandlung vertagt wurde. Der Prozess sei politisch motiviert. "Malta will verhindern, dass unser Rettungsschiff in den Einsatz fährt!" Reisch erklärte, er habe vergangenen Sommer korrekt gehandelt. "Egal wie die Berufungsverhandlung ausgeht, ich habe alles richtig gemacht." Die Beweise dafür wollte er erneut dem Gericht präsentieren.
Auch das zweite Schiff der Hilfsorganisation, die "Eleonore", ist beschlagnahmt. Reisch und die Crew hatten damit im August 101 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet, die ebenfalls erst nach tagelangem Tauziehen in Italien an Land durften. Auch die italienischen Behörden beschlagnahmten daraufhin das Schiff und leiteten Ermittlungen gegen den Kapitän ein.