Berlin (epd). Der Klimawandel verschärft nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe den weltweiten Hunger und gefährdet die globale Hungerbekämpfung. Die seit dem Jahr 2000 erzielten Fortschritte seien stark gefährdet, in einigen Regionen gebe es sogar Rückschritte, erklärte Präsidentin Marlehn Thieme am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des jährlichen Welthunger-Index (WHI). Die seit drei Jahren steigende Zahl der Hungernden weltweit von derzeit 822 Millionen Menschen bezeichnete sie als "einen herben Rückschlag". Der Welthunger-Index berechnet die Ernährungslage in weltweit 117 Ländern.
Im Jemen, im Libanon, in der Zentralafrikanischen Republik und in Venezuela seien die WHI-Werte heute höher als im Jahr 2000, sagte Thieme. Der Bericht zeige zudem, dass der Klimawandel die Ernährungslage in jenen Ländern verschlechtere, die ohnehin von Hunger und Armut betroffen sind. Seit Anfang der 1990er Jahre habe sich die Zahl der Wetterextreme verdoppelt, verbunden mit Ernteverlusten und steigenden Lebensmittelpreisen.
Die Menschen, die den Klimawandel am wenigsten verursacht hätten, litten am stärksten unter den Auswirkungen, kritisierte Thieme. Dürren, Überschwemmungen und Stürme hätten dort verheerende Folgen. Frauen und Kinder seien die größten Leidtragenden.
Insgesamt sind den Angaben zufolge die Index-Werte zur Hungersituation weltweit seit 2000 um 31 Prozent gesunken. Diese Fortschritte seien aber zu langsam, sagte Thieme. Wenn die Reduzierung der Unterernährung im gleichen Tempo wie bisher voranschreite, würden 45 Länder den Hunger nicht bis zum Jahr 2030 besiegen können.