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Film des Monats Oktober 2019: Porträt einer jungen Frau in Flammen
Über ihren neuen Film sagt die Regisseurin: "Wir Frauen sind dazu erzogen worden, Männer zu lieben und ihnen zu dienen. Aber das ist jetzt vorbei.“
24.10.2019
Jury der Evangelischen Filmarbeit

Ende des 18. Jahrhunderts, auf einer abgelegenen Insel in der Bretagne: Die geschäftstüchtige Malerin Marianne (Noémie Merlant) soll ein Hochzeitsporträt der adeligen Héloïse (Adenel Haenel) anfertigen. Das muss allerdings heimlich geschehen, denn Héloïse will gar nicht heiraten und weigert sich zu posieren. Also gibt sich Marianne als Gesellschafterin aus. Sie beobachtet ihr Sujet bei langen gemeinsamen Spaziergängen und malt Héloïse später aus dem Gedächtnis. 

Dabei kommen die beiden Frauen einander näher. Als das Porträt fertig ist, gesteht Marianne den eigentlichen Inhalt ihres Auftrags. Héloïse aber ist mit dem Bild unzufrieden und fordert die Künstlerin heraus, es noch ein zweites Mal zu versuchen. Die französische Regisseurin Céline Sciamma hat mit ihrem Film die großen Themen der Moderne – individuelles Begehren, weibliche Emanzipation, bürgerliche Gleichheit – im Rahmen einer berührenden Liebesgeschichte in Szene gesetzt.

Ein perfektes Drehbuch und brillante Hauptdarstellerinnen machen den Film selbst zu einem bewegten Gemälde, bei dem Form und Inhalt zusammenkommen: Blicke prägen die Beziehungen, und Beziehungen prägen die Blicke. In der kurzen Zeit, die Marianne und Héloïse gemeinsam haben, verwirklichen sie eine Art Utopia, in dem Subjekt und Objekt einander als Gleiche begegnen und Klassenunterschiede vorübergehend aufgehoben sind – auch das Dienstmädchen Sophie ist ein Teil dieser neuen Gesellschaft. Und auch wenn es für die Protagonistinnen in ihrer Zeit kein "Happy End" im konventionellen Sinn geben kann, so sind sie am Ende doch nicht an einer unmöglichen Liebe zerbrochen, sondern um die Erfahrung einer möglichen Liebe reicher.

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Céline Sciamma (geboren 1978 in Pontoise) ist eine erfolgreiche Regisseurin und Drehbuchautorin. Über ihren neuen Film sagt sie: "Wir Frauen sind dazu erzogen worden, Männer zu lieben und ihnen zu dienen. Aber das ist jetzt vorbei.“

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein unabhängiges Gremium. Evangelische Werke, Verbände und Einrichtungen benennen in vierjährigem Turnus die acht Mitglieder der Jury. Sie erfüllt ihren Auftrag im Rahmen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbh. Sie hat bis heute über 750 Spiel- und lange Dokumentarfilme als Filme des Monats ausgezeichnet, die sich durch ihre herausragende Qualität zur Diskussion anbieten und Impulse zu verantwortlichem Handeln geben.

Sie setzt damit Maßstäbe für eine anspruchsvolle Bewertung des jeweils aktuellen Kinoangebots. Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammenleben der Menschen dienen, zur Überprüfung eigener Positionen, zur Wahrnehmung  mitmenschlicher Verantwortung und zur Orientierung an der biblischen Botschaft beitragen. Sie berücksichtigt dabei die filmästhetische Gestaltung, den ethischen Gehalt und die thematische Bedeutsamkeit des Films. Keiner dieser Aspekte darf allein Ausschlag gebend sein; sie sollen vielmehr in ihrer wechselseitigen Beziehung bewertet werden. Zur Nominierung eines jeden Films veröffentlicht die Jury eine Begründung, die auch im Internet abgerufen werden kann (www.filmdesmonats.de).