Genf (epd). Mindestens 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sehbehinderungen, die bis zur Blindheit reichen. Mehr als eine Milliarde dieser Sehstörungen seien vermeidbar gewesen oder könnten behandelt werden, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Rund 36 Millionen Menschen sind den Angaben zufolge blind. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.
Bei der Vorstellung des ersten WHO-Berichts zur Augengesundheit betonte Tedros, dass alle Menschen mit Sehschwierigkeiten eine Behandlung erhalten sollten. Der Bericht wurde vor dem Welttag der Augengesundheit am 10. Oktober präsentiert.
Gemäß der Organisation "Licht für die Welt", deren Experten an dem Bericht mitgewirkt haben, treten Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Grauer und Grüner Star besonders oft auf. Besonders betroffen sind Menschen in den ärmeren Regionen der Welt, wo die Kinder, Frauen und Männer zumeist keinen Zugang zu einfachen Operationen, Brillen oder Rehabilitationsmaßnahmen haben.
"Dies hat zur Folge, dass Millionen Kinder und Jugendliche nicht die Schule besuchen können, und Frauen und Männer nicht für sich und ihre Familien sorgen können", sagte Rupert Roniger, internationaler Geschäftsführer von "Licht für die Welt". Um Kurz- und Weitsichtigkeit und Grauen Star zu behandeln, bräuchte es weltweit 13 Milliarden Euro, erläuterte die Weltgesundheitsorganisation.
Die gestiegene Lebenserwartung trage in vielen Ländern dazu bei, dass es mehr Menschen mit Sehstörungen gebe. Die natürliche Leistungsfähigkeit der Augen nehme bei den meisten Menschen mit zunehmendem Alter ab. Die WHO sagt voraus, dass in den nächsten Jahren die Zahl der älteren Menschen mit Sehstörungen zunehmen wird. Menschen, die sich lange in geschlossenen Räumen aufhalten, seien zudem einem erhöhten Risiko ausgesetzt, kurzsichtig zu werden. Auch die lange Nutzung von PCs, Smartphones und Tablets trage dazu bei. Die WHO empfiehlt, mehr Zeit im Freien zu verbringen.